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12 Geschichten


12 Geschichten Rund um das Thema Nishikigoi
Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen einmal einige Geschichten Rund um das Thema Nishikigoi aufzählen, die sich hartnäckig in der Welt der Nishikigoi halten und immer wieder von Kunden an mich heran getragen werden. Dabei kommt es immer wieder zu der Frage: “Stimmt denn das?“ Ich versuche hier einige dieser Geschichten wiederzugeben und zu erklären was dahinter steckt. Manche Geschichten entsprechen der Wahrheit und haben auch heute noch Gültigkeit, andere Geschichten entsprechen wohl mehr der Fantasie als der Wahrheit.

Geschichte Nummer 1:
Die Japaner züchten die besten Koi der Welt…
Das stimmt so in der heutigen Zeit nicht mehr. Die Japaner haben sicherlich durch ihre lange Erfahrung in der Koizucht und die einzigartige Selektion immer noch in der Menge mit die besten Koi der Welt. In vielen anderen Ländern haben aber ambitionierte Züchter schon vor einiger Zeit damit begonnen eine Zucht, basisierend auf japanische Elterntiere gezielt aufzubauen. Mit ihren Zuchterfolgen kommen Sie den Qualitätsansprüchen der Japaner immer näher, teilweise erreichen Sie sogar dieses Ziel. Auch bei uns in Europa gibt es immer mehr Farmen mit außergewöhnlich guten Nishikigoi, die sich sowohl in der Qualität, wie auch im Wachstumspotenzial kaum von japanischen Tieren unterscheiden lassen. Jedoch wissen auch diese Züchter was ein Koi wert sein kann und sind mit ihren sogenannten Spitzenkoi nicht billiger als die Japaner. Und wenn Sie sich nun die Frage stellen, warum auf japanischen Koishows nur Tiere aus Japan ausgestellt werden, so hat das den einfachen Grund, dass in Japan immer noch ein Importverbot für lebende Karpfen egal welcher Art herrscht.

Geschichte Nummer 2:
In Europa gezüchtete Nishikigoi nennt man Eurokoi…
Das kann so nicht verallgemeinert werden, denn wenn man als Basis der Zucht japanische Elterntiere nimmt, so sind das Nachzuchten aus japanischen Stämmen und somit japanische Nishikigoi. Diese Tiere sind dann zwar nicht in Japan geboren und großgezogen worden, sind aber aus ihrer Genetik her definitiv japanischer Abstammung. Ein deutscher Schäferhund der in Japan geboren und aufgezogen wurde bleibt ja auch nach seinem Stammbaum ein deutscher Schäferhund und mutiert nicht urplötzlich zum japanischen Schäferhund. Wie schon vorher beschrieben gibt es in Europa so erfolgreiche Züchter, dass selbst der beste japanische Preisrichter die Zucht aus Europa nicht von der reinen japanischen Zucht unterscheiden kann.

Geschichte Nummer 3:
In Japan gibt es keine Koiseuche (KHV)…
Das stimmt so nicht. In Japan sind mittlerweile einige Fälle von KHV bekannt. Dies gilt sowohl für Privatteiche wie auch für einige Koifarmen. Farmen, bei denen in den letzten Jahren KHV aufgetreten ist, werden von den zuständigen Ämtern sofort mit einem Exportverbot von zwei Jahren belegt und alle Tiere dieser Farmen, oder besser gesagt, dort wo die Erkrankung ausgebrochen ist (Gewächshaus oder Naturteich), werden umgehend abgetötet und entsorgt. Dies klingt zwar grausam, ist jedoch der einzige Weg um eine Verbreitung von KHV zu vermeiden. Übrigens müssen sich alle Farmen, die Nishikigoi verkaufen und exportieren wollen, mindestens zweimal im Jahr auf KHV testen lassen. Nur wenn diese Tests negativ ausfallen erhält die Farm die Erlaubnis für den Verkauf und den Export von Nishikigoi in alle Welt.

Geschichte Nummer 4:
Die Koiseuche KHV ist vererbbar…
Das ist schlichtweg falsch. KHV ist nicht vererbbar. Die Infektion erfolgt über einen Virus durch Kontakt mit infizierten Fischen oder stark mit dem Virus belasteten Wasser direkt nach dem Ausbruch der Erkrankung. Es stimmt zwar, dass ein Koi, der die Krankheit überlebt, sein Leben lang den Virus in sich trägt und jeder Zeit wieder für eine Neuinfektion sorgen kann, jedoch vererbt er die Erkrankung nicht an seine Nachkommen. Also sind alle Nachkommen von KHV-Trägern so lange KHV frei, bis es wieder zu einem erneuten Ausbruch der Erkrankung kommt und diese Tiere dann in den direkten Kontakt mit dem Virus kommen.

Geschichte Nummer 5:
In Japan gibt es auch winterfeste Koi...
Diese Geschichte ist falsch. Alle Koi nebst den Showtieren und Zuchttieren werden bei fast allen Farmen in Japan im Herbst aus den Naturteichen genommen und in so genannte Glashäuser verfrachtet. Zum einen um die Koi vor dem Winter zu schützen und zum anderen um die Koi den Kunden präsentieren zu können. Kein namhafter Züchter lässt seine Koi einfach so im Freien überwintern. Es gibt zwar einige Farmen, die eine Hälterungsanlage im Freien haben, jedoch werden diese Anlagen rund um die Uhr mit frischem Quellwasser gespeist. Dieser Umstand sorgt selbst bei niedrigsten Temperaturen dafür, dass in diesen Anlagen die Wassertemperatur nicht unter 12 Grad Celsius fällt. Somit sind alle Koi aus Japan den teilweise harten europäischen Winter nicht gewöhnt und somit auch nicht winterfest.

Geschichte Nummer 6:
Der Preis eines Koi richtet sich nur nach Qualität und Potenzial…
Das stimmt nicht immer. Sicherlich kosten gute Koi auch gutes Geld. Jedoch ist der Japaner auch ein Geschäftsmann. Der Preis eines Nishikigoi richtet sich auch nach der Abnahmemenge, ob der Züchter oder der Kunde selektiert und der Beziehung des Käufers zu dem Züchter. Bei fast allen Farmen in Japan ist es einfach so, je mehr Koi erworben werden, desto günstiger werden die Kaufpreise, die Verpackungs- und die Lieferpauschalen. Lässt man noch dazu die Selektion der Fische in den Händen des Züchters, so kann man noch einmal Geld sparen. Denn der so genannte “HANDPICK“, also die Selektion der Fische durch den Käufer, macht jeden einzelnen Nishikigoi teurer. Zum Abschluss spielt auch die Beziehung des Kunden zum Züchter für die Preisfindung eine große Rolle. Ist man zum ersten Mal bei einem Züchter, so werden die Preise meist höher sein, als wenn man schon jahrelang bei diesem Züchter einkauft. Japanische Züchter sind sicherlich harte Geschäftsmänner, Sie schätzen aber genauso die Kundentreue und belohnen diese Treue auch. Der regelmäßige persönliche Besuch ist den meisten Züchtern sehr wichtig. Der dadurch direkte Kontakt sorgt oftmals für günstigere Preise bei der Selektion.

Geschichte Nummer 7:
Die Japaner betreiben Medikamentenmissbrauch…
Dies war sicherlich nicht nur eine Vermutung, sondern in früheren Jahren auch richtig. Auch heute gilt noch: “In keinem anderen Land werden so viele Medikamente für Tiere verkauft und gehandelt wie in Japan“. Aber auch der japanische Züchter hat mittlerweile einiges dazu gelernt. Viele Farmen untersuchen ihre Tiere regelmäßig selbst und beugen mit besserer Technik und Haltungsbedingungen Erkrankungen vor. Auch in Japan hat sich das Thema Resistenzbildung bei kleinen und großen Farmen rum gesprochen. Die Zucht hat einen Wandel vollzogen. Es wird versucht immer bessere und größere Nishikigoi zu züchten. Das dabei Erkrankungen des Bestandes nicht ausbleiben, egal in welcher Form, ob bakteriell oder parasitär, dürfte jedem klar sein und das dann behandelt werden muss auch. Somit hat auch der Japaner gelernt, denn hat er zu viele Resistenzen in seinen Becken, egal durch was auch immer, verliert er viele Fische und das minimiert nicht nur den Gewinn, sondern schadet auch seinem Ruf in Japan und auf der ganzen Welt. Trotz diesem Umdenken zeigen viele Japankoi noch immer sehr viele Resistenzen gegen handelsübliche Medikamente, zwar nicht mehr so extrem wie vor 10 Jahren, aber immer noch genügend. Hoffen wir für uns und für unsere Tiere, dass dieser Umstand weiter abnimmt.

Geschichte Nummer 8:
Junge Koi sind nicht so robust wie alte Koi…
Das stimmt zum Teil. Sicherlich haben kleine, oder besser gesagt junge Koi noch kein ausgeprägtes Immunsystem und sind etwas anfälliger gegen Erkrankungen. Sicherlich sind auch zwei- bis sechsjährige Koi etwas robuster. Jedoch kann man größere und ältere Koi auch einfacher behandeln als Jungfische und vor allem erkennt man eine Erkrankung bei größeren Tieren einfacher. Ich warne aber auch vor dem Umsetzen zu alter Nishikigoi. Oftmals haben diese Tiere auch bei uns massive Probleme, sich an den neuen Teich anzupassen und erkranken leichter. Warum oder wieso ist nicht immer ersichtlich. Ich denke dabei oftmals an den Spruch: “Einen alten Baum verpflanzt man nicht“. Es wurde auch beobachtet, dass Nishikigoi ab einem Alter von 8 bis 10 Jahren, vor allem Gosanke Typen, eine viel längere Eingewöhnungszeit bei ihrem neuen Besitzer brauchten als andere Varietäten.

Geschichte Nummer 9:
Tategoi kann “NICHT“ jeder in Japan erwerben…
Diese Behauptung ist eigentlich falsch, denn wie sagt der Züchter immer: “Jeder Koi, außer meine Elterntiere sind zu verkaufen“. Jeder Kunde in Japan, der das nötige Kleingeld hat, kann also einen so genannten Tategoi kaufen. Schwieriger wird es dabei schon für den Kunden diesen Tategoi zu erkennen. Oftmals sind es gerade die unscheinbaren Tiere oder besser gesagt, Tiere die noch voll in der Entwicklung stehen, die den Namen Tategoi beim Züchter tragen. Ein Tategoi ist zu vergleichen mit einem Bonsai. Ein Bonsai wird erst durch den Schnitt und die jahrelange Gestaltung wertvoll. Bei einem Tategoi weiß nur der japanische Züchter welche Blutlinie und welches Potenzial in so einem Tier steckt und nur die intensive Pflege durch den Züchter in einem Naturteich bei optimalen Haltungsbedingungen kann den Tategoi zum Spitzenkoi werden lassen. Genau dieser Umstand ist es auch, warum diese Fische so teuer sind. Der Japaner will mit diesen Tieren seinen Traum vom perfekten Nishikigoi verwirklichen und diesen Traum lässt er sich sehr teuer bezahlen. Eines sollte man aber beim Kauf eines solchen Tieres beachten, denn nicht aus allen Tategoi werden auch Überflieger. Nicht selten wurde schon aus einem jungen Tier mit dem Prädikat Tategoi in den Folgejahren seiner Aufzucht ein Standardkoi oder die Entwicklung ging nie in das so genannte “Finishing“. Dies bedeutete, dass das Tier seine Farbgebung nie richtig ausgebildet hat und als ewiger Tategoi seine Bahnen durch den Teich zieht. Und noch etwas zum Abschluss. In Japan werden meist nur weibliche Tiere mit dem Titel Tategoi ausgezeichnet, außer bei den Tosai, das ist aber die Geschichte Nummer 10.

Geschichte Nummer 10:
Tosai Tategoi sind gar nicht so teuer…
Diese Behauptung ist falsch, denn in diesen Tieren liegt das zukünftige Kapital und die Träume des Züchters. Hat ein Tosai bei einem japanischen Züchter einmal das Gütesiegel Tategoi, so ist dieses Tier oftmals weit teurer wie ein Nisai oder Sansai auf der Farm. Dies liegt daran, dass der Züchter hier seinen Traum schwimmen sieht. Den Traum von einem perfekten Nishikigoi und diesen Traum lässt er sich teuer, ja sehr teuer bezahlen. Nicht selten werden dabei Preise weit über 10.000 € vom Züchter aufgerufen.

Geschichte Nummer11:
Asiatische Kunden zahlen mehr…

Diese Behauptung ist richtig. Asiatische Kunden sind bereit weit mehr Geld für einen Nishikigoi auszugeben wie der Rest der Welt. Dies liegt aber auch an der Grundeinstellung der Asiaten zu den Fischen. Bei Ihnen ist der Nishikigoi nicht nur einfach ein schönes Tier im Teich, sondern auch ein Glücksbote, ein Symbol alter Traditionen und auch ein Statussymbol, das Macht, Stärke und Reichtum verkörpert. Während in Japan diese Tradition immer weiter abnimmt, so nimmt Sie besonders in China und Indonesien immer mehr zu. In Japan sterben die alten Kunden immer mehr aus und die Jugend nimmt es mit der alten Tradition der Koihaltung nicht mehr so ernst. Anders ist das besonders in China, wo die Koihaltung in den letzten Jahren immer mehr zu einem wahren Boom geworden ist. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Chinesen bei renommierten Koifarmen für den ganz besonderen Fisch auf Auktionen mehrere “HUNDERTAUSEN“ Euro hinblättern. So wurden letztes Jahr auf einer Auktion von der Dainichi Koifarm und der Momotaro Koifarm der jeweils beste Nisai der Farm für über 25 Millionen Yen versteigert, was einen aktuellen Preis von ca. 200.000 € entspricht. Klingt wie ein Märchen, entspricht aber der Wahrheit und gekauft wurden die Tiere von asiatischen Kunden.

Geschichte Nummer 12:
Jeder kann in Japan Fische kaufen…

Das ist vom Grundprinzip her richtig. Jetzt kommt aber wie immer das “ABER“. Fangen wir einmal ganz einfach mit der Sprachbarriere an. Japaner sprechen ganz selten eine zweite Sprache. Viele Züchter können sich nur in ihrer Muttersprache verständigen. Also braucht man da schon einmal die Hilfe eines Dolmetschers. Die nächste Frage ist: “Wie komme ich zu den verschiedenen Farmen?“ Also kurzerhand einen Agenten angeheuert, der mich mit seinem Auto zu den Farmen fährt. Weiter geht es mit dem Export. Nur wenige Farmen in Japan können oder wollen selbst exportieren. In den meisten Fällen wird diese Aufgabe an ein Exportunternehmen abgegeben, die sich dann um alle Papiere und den Export ins Ausland kümmern. Nun kommt der nächste Knackpunkt, die Kosten für solch einen Export in Japan. Für die Fahrt zum Flughafen von Niigata nach Tokio werden um die 1000 € fällig und das sowohl für 1 Box bis hin zu 150 Boxen. Für die Papiere noch einmal das Selbe, egal wie viele Boxen oder Fische exportiert werden sollen. Das ist doch schon einmal ein Wort und da sind die Kosten für den Dolmetscher, Agenten oder Exportmanager noch nicht mit eingerechnet. Nun geht es weiter in Deutschland. Auch hier entstehen weitere Kosten für den Import die nicht ohne sind. Angefangen von den Gesundheitszeugnissen bis hin zur Verzollung der Tiere. Wer dies noch nie gemacht hat, der verzweifelt schon bei der Anmeldung und dem ganzen Papierkram. Natürlich gibt es auch hier professionelle Hilfe von Importunternehmen, aber auch das ist nicht gerade billig. Wer also selbst nach Japan zur Koiselektion möchte, dem Rate ich immer mit einem Händler des Vertrauens zu reisen, denn alleine kann so etwas richtig teuer werden. Außerdem hat man mit dem Händler noch den Vorteil, dass dieser Händler meistens nicht nur den Import übernimmt, sondern auch noch die Quarantäne und die Hälterung der Fische. Somit minimiert man das Risiko und spart sich nicht nur viele Nerven, sondern auch einiges an Ärger und Geld, denn was im ersten Blick günstiger erscheint,  wird bei genauerer Betrachtung manchmal richtig teuer. 

Ihr
mario unterschrift klein