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Gefahren im Frühjahr


Die Gefahren des Frühjahres

Jedes Jahr ist es gerade der Beginn der Teichsaison der unsere Lieblinge oftmals besonderen Gefahren aussetzt und mitunter zu extremen Problemen am Teich führen kann. Meist ist es dem Koihalter gar nicht bewusst, warum seine Fische Probleme bekommen, oder wie er diese Probleme schnell und früh genug erkennt und etwas dagegen unternehmen kann. Mit diesem kleinen Bericht versuche ich einmal die grundlegenden Fehler zu beschreiben, damit Sie möglichst ohne Probleme in die neue Teichsaison starten können.


Fangen wir mit dem leidigen Thema der extremen Temperaturschwankungen in unseren Breitengraden an. Bei uns gibt es keinen direkten Übergang von kalt nach warm. Dieser Prozess zieht sich eher schleichend über Wochen, manchmal sogar Monate hin. Dazu kommt noch, dass es durchaus üblich ist, dass nach einer Schönwetterphase mit relativ hohen Temperaturen durchaus eine Niedrigtemperaturphase folgt. Besonders die Monate März bis Mai sind dafür in unseren Breitengraden mehr als bekannt.

Doch was bedeutet diese Problematik der extremen Temperaturschwankungen für unsere Nishikigoi? Wie wir wissen, ist der Karpfen ein Wechselblüter, der seine Aktivität, seinen Lebensrhythmus und seinen Stoffwechsel der Wassertemperatur stetig anpasst. Für den Fisch ist eine gewisse Kontinuität und Konstanz seines Lebensraumes extrem wichtig. Kommen im Frühjahr die ersten längeren Sonnenperioden und erwärmen den Teich, so signalisiert es dem Koi, es wird Frühling und er fängt an seinen Lebenslauf darauf einzustellen. Dies bedeutet, dass er seinen Stoffwechsel erhöht, seine Aktivität, seinen Futterbedarf und sein Immunsystem den Bedingungen anpasst. Zusätzlich zeigt es ihm, es wird auch Zeit sich auf die bevorstehende Laichzeit vorzubereiten und er beginnt damit den Rogen und die Milch reifen zu lassen.

In dieser Zeit ist es für den Karpfen besonders wichtig, dass die Wassertemperatur nicht mehr extrem nach unten fällt, damit sein ganzer Organismus nicht in seinem Aufbau gestört wird. Fallende Temperaturen signalisieren dem Fisch, dass er etwas falsch macht und bedeuten einen ungemeinen körperlichen Stress. Durch diesen Stress wird der Koi in seinem ganzen Immunsystem geschwächt und anfällig gegen Krankheiten. Um diesen Umstand zu vermeiden, sollten Sie darauf achten, dass ihr Teich mit der Temperatur nicht mehr nach unten fällt. Decken Sie ihren Teich nicht zu früh auf. Entfernen Sie, wenn möglich nur einen Teil ihrer Winterabdeckung und passen Sie ihre Teichheizung den Umständen an, damit Sie kalte Tage und besonders die Nächte im Frühjahr abfangen und einen Temperaturabfall im Teich verhindern.

Das Thema Teichwasser ist der zweite Punkt in unserer Liste. Wasser ist der Lebensraum für unsere Fische und nur in gutem Wasser entwickeln sich unsere Nishikigoi prächtig und erfreuen sich bester Gesundheit. Daraus folgt, dass wir, als Koihalter dafür zu sorgen haben, unseren Fischen optimale Haltungsbedingungen zu schaffen. Teichwasser verbraucht sich, egal was Sie machen, ist dies ein Fakt, der oftmals außer Acht gelassen wird. Oftmals kommt dann der Spruch: “Mein Wasser ist doch glockenklar“. Was ist aber mit den Inhaltsstoffen. Ist die Mineralisierung noch gegeben? Haben sich Schwermetalle angesammelt? Wie sehen die Wasserwerte im Bereich Ammonium, Nitrit und Nitrat aus? Stimmt die Sauerstoffkonzentration noch? Stimmt der pH-Wert? Um hier nur ein paar Punkte auf zu führen. Für den Koihalter ist es ein ungeschriebenes Gesetz für einen regelmäßigen Wasserwechsel zu sorgen. Zuviel Frischwasser gibt es eigentlich nicht und eine Frischwasserzufuhr von mindestens 20 % in der Woche ist unumgänglich um für einen optimalen Wasserhaushalt zu sorgen.

Erfahrenen Teichbesitzer machen sogar einen täglichen Wasserwechsel von 10 % und mehr. Schaut man nach Japan, so arbeiten viele Farmen mit einem ständigen Frischwasserzulauf in ihren Hälterungsanlagen und auch viele Naturteiche haben einen kleinen aber stetigen Frischwasserzulauf. Natürlich hinkt der Vergleich mit einer überbesetzen Hälterungsanlage des Züchters oder Händlers ein wenig, aber Wasser ist und bleibt das Maß aller Dinge bei den Fischen. Ein weiterer positiver Effekt der Frischwasserzufuhr ist die Wassertemperatur. In unseren Breiten hat das Frischwasser aus der Leitung oder aus dem Brunnen eine Temperatur von um die 14 Grad. Somit kann man, wenn die Außentemperaturen fallen, einem Abkühlen des Teiches entgegenwirken und die Heizung des Teiches mit der Frischwasserzufuhr entlasten und unterstützen.

Dritter Punkt ist die Filteranlage. Wurde die Anlage über Winter abgestellt und jetzt neu gestartet, so ist es besonders wichtig die Wasserparameter im Auge zu behalten. Sie haben quasi eine neue Anlage, die sehr lange braucht, um ihre Arbeit vernünftig zu verrichten. Während die Grundreinigung, also das Entfernen der groben Schmutzpartikel von Anfang an gut funktioniert, benötigt die biologische Stufe des Filtersystems eine sehr lange Anlaufzeit, da sich die nitrifizierenden Bakterien langsam, mit stetiger Last und steigenden Wassertemperaturen aufbauen. In dieser Zeit ist es extrem wichtig auf die entscheidenden Wasserwerte wie Ammonium und Nitrit zu achten um unsere Fische nicht zu gefährden. Wie gesagt, klares Wasser ist noch lange kein gutes Wasser. Bei Anlagen, die nicht abgestellt wurden, geht der Prozess der Einlaufphase in der Regel um einiges schneller. Da der Prozess der Nitrifizierung nur unter optimalen Sauerstoffwerten richtig in die Gänge kommt, ist natürlich auch für eine gute Belüftung zu sorgen. Jegliche Schmutzpartikel, die schnell aus dem System entfernt werden entlasten dabei ihren Filter. Abgestorbene Algen, Kot, Laub und andere Pflanzenreste also alles organische Material sollte so schnell wie möglich aus dem Ökosystem Teich entfernt werden.

Vierter Punkt ist die Fütterung. Gerade in der Übergangsphase von kalt nach warm werden in Punkto richtige Fütterung viele Fehler gemacht. Falsches Futter belastet den Verdauungstrakt der Nishikigoi ungemein und sorgt nicht nur für ein instabiles Immunsystem, sondern auch für eine schlechte Darmflora und extrem belastete Kiemen. Zusätzlich kann das falsche Futter oftmals nicht richtig verstoffwechselt werden. Das heißt im Klartext, Futter wird fast unverdaut wieder ausgeschieden und belastet unnötig das Teichwasser und das Filtersystem. Ein weiterer Punkt ist die damit einhergehende Unterversorgung der Nishikigoi. Lebenswichtige Stoffe, wie Aminosäuren, Vitamine und Fettsäuren werden den Fischen vorenthalten, was zu einem Energiemangelsyndrom führen kann. Hohe Proteinwerte, Farbverstärker und Pflanzenöle haben in dieser Zeit nichts im Futter verloren.

Futtersorten, die speziell auf das Wachstum und die Farbintensivierung abgestimmt sind benötigen einen extrem hohen Stoffwechsel der Fische und dieser Stoffwechsel ist erst ab Wassertemperaturen von konstant über 18 Grad gegeben. Darunter werden solche Futtermittel zum Großteil unverdaut wieder ausgeschieden. Achten Sie bei der Fütterung auf leicht verdauliche Futtermittel mit einem Proteingehalt unter 40 % und einem hohen Anteil an Fischölen, denn gerade diese Fischöle sind ein Energieträger, der den Nishikigoi Power ohne Ende gibt und dabei selbst bei niedrigen Temperaturen gut verstoffwechselt werden kann. Füttern Sie mehrmals am Tag in kleinen Portionen, dadurch wird eine gute Verdauung des eingebrachten Futters gewährleistet.

Fünfter Punkt ist das Thema Neubesatz. Grundsätzlich sollten Sie bei Teichtemperaturen unter 15 Grad keine neuen Fische zu ihrem Altbestand setzen. Besser ist es sogar erst ab konstant über 18 Grad neue Fische einzusetzen. Ab diesen Temperaturen arbeitet das Immunsystem der Fische optimal und die Tiere sind widerstandsfähiger gegen krankmachende Einflüsse. Wer die Möglichkeit einer Quarantäne hat, der sollte diese Möglichkeit auch nutzen. Jeder seriöse Händler wird Sie gerne beraten und auch ihre neuen Lieblinge solange hältern, bis die äußeren Umstände einen nahezu gefahrlosen Neubesatz zulassen.

Sechster und letzter Punkt ist die Kontrolle ihrer Lieblinge. Zu spätes Handeln oder das Nichterkennen von Problemen kann zu massiven Verlusten in ihrem Bestand führen. Hier will ich Ihnen ein paar Verhaltensweisen ihrer Fische beschreiben, die auf gesundheitliche Probleme hinweisen können.

Springen ihre Tiere sehr oft, schießen nervös durch das Wasser, schütteln mit dem Kopf, gleiten öfters an der Teichwand oder dem Teichboden entlang oder stülpen hektisch ihr Maul sehr oft nach außen ohne gefüttert zu werden ist dies meist ein Anzeichen extremen Juckreizes der Haut oder einer Kiemenschwellung. Dieser Reiz kann entweder durch erhöhte Werte von Ammonium und Nitrit ausgelöst werden, was meist mit einer Kiemenschwellung einher geht oder durch einen erhöhten Befall mit Parasiten auf der Haut oder den Kiemen.

Liegen ihre Tiere am Teichboden ab, ob mit angelegten Brustflossen oder ausgestreckten Brustflossen kann auch dies ein Anzeichen für Parasiten oder bakterielle Infekte sein. Zusätzlich gilt es die Wasserwerte zu kontrollieren und ins besonders den Sauerstoffwert.

Stehen ihre Tiere immer am Wassereinlauf oder hängen mit dem Kopf zum Teichboden freischwebend im Wasser, so sind dies in den meisten Fällen ein Anzeichen von Kiemenproblemen, die durch Parasiten, zu wenig Sauerstoff im Wasser oder bakterielle Infekte hervorgerufen werden können.

Zeigen ihre Tiere Schleimhautveränderungen wie zum Beispiel einen milchigen Belag (besonders gut auf roter oder schwarzer Färbung zu sehen), so ist dies ein Anzeichen von einem bakteriellen Infekt oder einem Parasitenbefall. Hautveränderungen im allgemeinen, wie zum Beispiel abstehende Schuppen, Rötungen oder sogar offene Wunden zeigen meist einen bakteriellen Infekt, der sowohl durch mechanische Verletzungen, wie auch durch parasitäre Probleme ausgelöst werden kann. Hierbei spricht man auch von den so genannten Sekundärinfekten.

Grünliche oder weiße Gebilde auf den Fischen, die wie ein Wattebausch aussehen sind Pilzinfektionen. Hierbei gilt es zu beachten, dass solche Erkrankungen immer Sekundärinfekte sind, da Pilze nur auf totem Gewebe wachsen. Hier gilt es die Ursache zu finden, die meistens im parasitären oder bakteriellen Bereich zu finden sind.

Kratzer, Blutergüsse, offenen und gerötete Mäuler oder punktuelle Rötungen können auf mechanische Verletzungen hindeuten. Hier ist sicher zu stellen, dass im Teich keine scharfen Kanten sind, an denen sich die Fische verletzen können.

In all diesen Fällen, die nicht selten in Teichen auftreten, empfehle ich den Rat eines Facharztes für Fische einzuholen. Besser noch den Facharzt an den Teich zu holen um Ursachenforschung zu betreiben, eine explizite Diagnose zu erstellen, meist mit Abstrichen, die unter dem Mikroskop untersucht werden. Nach der Diagnose kann und wird der Facharzt dementsprechende Gegenmaßnahmen einleiten, um ihrem Bestand zu helfen. Grundsätzlich ist der zweimalige Besuch eines Facharztes am Teich im Frühjahr und im Herbst immer zu empfehlen um Probleme vorzeitig auszuschließen. Viele Fachärzte für Fische bieten diesen sogenannten Gesundheitscheck für relativ kleines Geld an. Bedenken Sie, dass ein Verlust oder eine Erkrankung in ihrem Bestand meist um vieles teurer ist, als der Gesundheitscheck durch einen Facharzt. Von den Tränen und Nervenanspannungen wollen wir hier einmal gar nicht sprechen, wenn es tatsächlich zu Verlusten im Bestand kommt.

Als Abschluss sei gesagt, bevor Sie irgendwelche Mittelchen in ihren Teich kippen steht immer die Diagnose im Vordergrund und die muss immer am Teich erfolgen. Scheuen Sie sich nie Hilfe vom Fachmann zu holen. Ferndiagnosen sind manchmal hilfreich, sollten aber immer überprüft werden. Handeln Sie mit bedacht und gut überlegt, somit vermeiden Sie unnötigen Ärger oder sogar Verluste in ihrem Bestand.

Ihr
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