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Laichzeit


Laichzeit bei den Koi,oder wie schaffe ich es die Koi groß zu ziehen ?

Mai, Juni, in den meisten Teichen geht es rund. Temperaturen über 20 Grad, die Männchen scheuchen die Weibchen durch den ganzen Teich, Laichzeit ist angesagt. Und eines Morgens tummelt sich die ganze Bande im Flachwasser herum, über und untereinander wühlen sie das Wasser auf, voller Tatendrang die Art zu erhalten und sich zu vermehren. Es wird laut am Teich, denn die Männchen bedrängen die Weibchen so stark, dass sie zum Teil aus dem Wasser gedrückt werden und mit dem Schwanz auf die Wasseroberfläche schlagen. Es wird gerade hell und im Teich ist die Hölle los. Kurze Zeit später, die Sonne steht höher, ist völlige Ruhe im Teich. Die Koi stehen erschöpft und ruhig im Wasser. Nur die kleineren Nishikigoi, die noch nicht geschlechtsreif sind und an dem ganzen Laichverhalten nicht beteiligt waren sind im Flachwasser und lutschen an allem Möglichen herum. An allen Fadenalgen, Wasserpflanzen und Laichschnüren sind weißlich-gelbliche, stecknadelkopfgroße rundliche Dinger zu sehen, die Eier unserer Koi. Und schon beginnt der Kannibalismus. Während die Elterntiere noch erschöpft sind, beginnen die noch nicht laich reifen Koi mit dem fressen der Eier und nach und nach gesellen sich auch die anderen Koi dazu und beginnen ihren noch nicht geschlüpften Nachwuchs wieder aufzufressen.

Bevor wir uns mit der Rettung der Eier befassen gehen wir zu einem extrem wichtigen Thema über, nämlich dem richtigen Teichmanagement nach der Laichphase. Durch das Laichen an sich werden nicht nur die Tiere stark geschwächt, auch durch den Rogen der Weiber, die Milch der Männer und durch abgebrochene Pflanzen und und und….. wird unser Ökosystem Teich sehr stark belastet. Viele Filtersysteme geraten da schnell an ihre Grenzen. Gerade in dieser Zeit ist es wichtig den Tieren eine gute Regenarationsphase zu ermöglichen und für optimale Wasserwerte zu sorgen. Sorgen sie für einen guten Wasserwechsel. Reinigen sie den Teich und die Filteranlage. Messen sie mindestens 14 Tage lang jeden Tag alle relevanten Wasserparameter und sorgen sie für genügend Sauerstoff in ihrem Teich. Springen oder scheuern ihre Tiere über mehrere Tage, so machen sie einen Abstrich um nach parasitären Problemen zu schauen. Setzen sie die Fütterung für eine Woche aus. Glauben sie mir, die Fische magern nicht ab und finden im Teich noch genügend Laichreste. Schlechte Wasserwerte und zuviel Futter sorgen oftmals für einen rapiden Anstieg des bakteriellen Keimdrucks und machen unsere Lieblinge, die sowieso nach dem Laichen geschwächt sind krank. Achten sie auf Verletzungen an den Fischen und behandeln sie diese Verletzungen mit geeigneten Mitteln. Wenn sie sich nicht zu helfen wissen, dann kontaktieren sie schnellstmöglich einen Facharzt für Fisch und vereinbaren sie einen Termin Vorort. Nicht selten sind durch falsches Verhalten der Teichbesitzer die Bestände nach dem Laichen erkrankt. Besonders oft kommt es dabei zu bakteriellen Infekten der Kiemen (z.B. durch Columinaris Bakterien), zu parasitären Infekten und zu bakteriellen Infekten der Schleimhaut bis hin zur Lochkrankheit, meistens hervorgerufen durch mechanische Verletzungen nach dem Laichvorgang. Mit einem guten Teichmanagment und einem guten Auge in Verbindung mit einem schnellen Eingreifen bei beginnenden Problemen lässt sich vieles vermeiden, besonders schwere Entzündungen der Kiemen und der Haut und vor allem Verluste im Bestand.

Nun, kommen wir zu dem eigentlichen Thema der Aufzucht. Ich fülle ein Aquarium, ein Becken oder eine Wanne mit dem Teichwasser und grase nun selber den Teich ab. Das Volumen der Behältnisse sollte mindestens 100 Liter haben. Die Laichschnüre Fadenalgen, einfacher gesagt überall wo ich Eier sehe nehme ich sie aus dem Teich und ab in die Wanne. Sind es zu viele Eier, so wird der Rest einfach entsorgt, denn lasse ich die Eier im Teich, so habe ich durch absterbenden Laich eine unnötige Wasserbelastung oder die Tiere fressen mir zuviel, bekommen bei der Verdauung Probleme mit den Kiemen oder dem Darm oder das System wird durch extrem viele Ausscheidungen der Koi unnötig belastet. Um ein Verpilzen der Eier in der Aufzuchtwanne zu vermeiden gebe ich einmalig eine Malachitgrünlösung in das Wasser (Stammlösung 5 Gramm Malachitgrün auf 1 Liter destilliertes Wasser, davon dann 1 ml auf 100l Teichwasser). Gleichzeitig sorge ich für eine gute und gleichmäßige Belüftung und gebe einen Aquarienheizer, den ich auf 22 bis 24 Grad eingestellt habe ins Becken. Dieser Heizer soll Temperaturschwankungen im Becken vorbeugen und für eine optimale Schlupf- und Hälterungstemperatur sorgen. Temperaturschwankungen, die mehr als vier bis fünf Grad haben sind für die Eier tödlich. Als Filterung verwende ich einen selbstgebauten Luftheber. Dazu bohre ich in einen feinporigen Filterschwamm ein Loch.  Anschließend wird ein 25er Rohr eingeschoben. Oben auf das Rohr wird ein Winkel von 90 Grad gesteckt. In den Winkel bohre ich ein Loch von 4 bis 5 mm was dem Durchmesser des Luftschlauches entspricht. Durch dieses Rohr wird dann der Luftschlauch geschoben und mit dem Ausströmerstein verbunden. Ratsam ist es in den Luftschlauch ein kleines Hähnchen (gibt es im Aquarienfachhandel) zur Luftmengenregulierung einzubauen. In das Rohr wird ein Ausströmerstein gegeben. Somit hat man mit wenig Geld einen Lufthebefilter gebaut, der effektiv arbeitet aber die Koi nicht ansaugt. Die Funktionsweise ist so, dass die Luftbläschen nach oben steigen. Durch ihre Dichte tragen Sie kleinste Wassertröpfchen mit nach oben. Dieses Wasser wird durch den Schwamm nachgesaugt und Dreck bleibt dann in dem Schwamm zurück. Der Schwamm bietet Bakterien Ansiedelungsfläche wodurch zusätzlich Schadstoffe abgebaut werden. Regelmäßiges auswaschen des Schwammes in lauwarmen Wasser sorgt für eine verbesserte Wasserqualität. Ich verwende dieses System, weil der Koinachwuchs in den ersten Tagen noch klein und nicht so ganz schwimmfähig ist. Eine kleine Pumpe saugt die Tiere an und kann im schlimmsten Fall viele frisch geschlüpfte Tiere töten.

Skizze:

 

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Nach 48 bis 72 Stunden schlüpfen die jungen Koi. Sie sind etwa 3 bis 5 mm groß und gelb. Meist kleben sie noch an dem Laichsubstrat und sie ernähren sich von ihrem Dottersack. Nach ca. 3 bis 5 Tagen fangen sie an frei zu schwimmen und jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Zuerst muss das Laichsubstrat aus dem Becken, es ist ein zu großer Schmutzsammler und erschwert Reinigungsarbeiten wie auch die Beobachtung der kleinen Koi. Aber vorsichtig und ganz langsam, damit auch ja kein Koi darin zurück bleibt. Danach beginnt der schwerste Teil der Aufzucht, das Anfüttern der Koi. Ich selbst habe die besten Erfahrungen mit Infusorien (kann man in jedem guten Aquaristikladen kaufen), frisch gekochtem Eidotter (wird zuerst in einem Glas mit Wasser aus dem Becken aufgerührt und dann durch ein Teesieb ins Becken gegeben) und mit frisch geschlüpften Artemia gemacht. Artemia, auch Salinekrebse genannt, sind nicht einfach zu bekommen und frisch geschlüpft fast gar nicht. Eine Alternative sind gefrorene Salinekrebse, diese muss man aber mit einem Quirl oder besser einem Zauberstab nochmals zerkleinern, da sie sonst zu groß für die kleinen Fischmäuler sind. Gefüttert wird bei 22 bis 24 Grad Wassertemperatur 5 bis 7 mal am Tag in sehr kleinen Mengen. Wichtig ist die ständige Beobachtung der Wasserwerte. Einmal Ammonium oder Nitrit im Wasser und die ganze Arbeit war umsonst, da dann fast alle jungen Koi sterben. Wasserwechsel sollte regelmäßig mit temperiertem Teichwasser erfolgen. Frischwasser kann die Jungen töten, wenn Chlor oder andere Desinfektionsstoffe darin enthalten sind. Auch Wasseraufbereiter sind nicht gut, sie können die empfindliche Schleimhaut der Koi zerstören. Am besten ist das Teichwasser der Elterntiere, schließlich sind sie darin ja auch geboren, aber auf gleiche Temperatur achten.

Die jungen Koi wachsen sehr unterschiedlich ab, nach 4 Wochen beginnt dann die erste Selektion. Alles was klein und verkrüppelt ist wird mit einem Teesieb aus dem Becken entfernt und eingeschläfert. Dies klingt zwar brutal, ist aber besser als die Tiere im Becken zu belassen. Sie würden sowieso früher oder später sterben, sind Nahrungskonkurrenten für den gesunden Bestand und belasten nur unnötig das ganze System.

Nach dieser Selektion fange ich an die Nahrung umzustellen. Dazu zermahle ich mit einer Kaffeemühle Koifutter zu Staubfutter und beginne die Jungen damit zu füttern. Wenn sie einmal dieses Futter angenommen haben hat man es geschafft, das Gröbste ist überstanden. Trotzdem halte ich die Wassertemperatur um die 22 Grad, damit der Stoffwechsel der Koi auch gut funktioniert. Die Fütterung von Lebendfutter wie Wasserflöhe oder Artemia ist ratsam, dadurch wachsen die Koi noch besser, da in diesem Futter sehr viel Rohprotein enthalten ist. Man kann auch Frostfutter verwenden, dieses Futter muss aber im Hälterungswasser aufgetaut werden, dann das Ganze über ein Teesieb und nur das Futter wieder zu den Koi geben. Füttert man die gefrorenen Futterwürfel besteht die Gefahr, dass der Verdauungsapparat der Koi versagt und sich die kleinen Koi sprichwörtlich den Magen, den Sie aber nicht haben verderben. Fische besitzen keinen Magen, Sie haben einen Verdauungsapparat der unserem Darm gleichkommt. Aus diesem Grund sind die Koi auch nicht in der Lage größere Futterbrocken nochmals anzulösen, wie es die Salzsäure in unserem Magen macht. Deshalb der Tipp von mir nur kleine Mengen an gut zerkleinertem Futter verfüttern. Dadurch wird die Nahrungsaufnahme vereinfacht und die Verdauung arbeitet optimal. Zusätzlich wird das Wasser entlastet und es entstehen nicht so viele Schadstoffe.

Nach ca. 3 Monaten sind die Koi 5 bis zu 10 cm groß, manche auch noch größer. Das Futter wird nun auf Kleinpallets umgestellt welches mit Vitaminen und Fischölen dreimal die Woche angereichert wird, zusätzlich füttere ich Frostfutter wie Cyclops und Salinekrebse. Jedoch immer auftauen vor der Fütterung, damit sich die Kleinen nicht den Verdauungsapparat verderben. Anzumerken ist, das die Aufzucht vom Ei zum Koi oder Spitzenkoi nicht einfach ist, oftmals hat man viele Verluste und die Kleinen sind auch nicht so schön wie die Elterntiere, seien Sie nicht enttäuscht, denn Sie können nun mit Stolz behaupten ein kleiner Koizüchter zu sein. Achten muss man wirklich explizit auf die Wasserwerte, einmal Ammonium und / oder Nitrit im Wasser und es rafft den ganzen Bestand dahin, genauso sieht es bei zu starken Temperaturschwankungen aus.

Zum Abschluss möchte ich ihnen noch ein paar Zahlen und Fakten aus Japan nennen. Bei einer gezielten Verpaarung von Nishikigoi kommen etwa 200.000 bis 250.000 Jungfische zur Welt, dabei wird meistens ein Weibchen mit zwei Männer verpaart. Dies liegt daran, dass ein Männchen oft nicht genug Milch (Sperma) entwickelt um den ganzen Rogen (Eier) des Weibchens zu befruchten.  Nach der ersten Selektion bleiben davon etwa 20.000 Fische übrig. In der Regel werden die Tiere im ersten halben Jahr ihres Lebens vier mal ausselektiert. Nach dieser Zeit sind dann noch etwa 500 Tiere übrig. Von diesen 500 Tieren schaffen es aber maximal 30 bis 50 Stück das Prädikat Tategoi vom Züchter zu bekommen und gehen in nächsten Frühling wieder in den Mudpond (Schlammteich) um als Nisai (zweijähriger Koi) wieder abgefischt zu werden, der Rest geht sofort in den Verkauf. Sie sehen also, wie streng die Züchter selektieren und wie wenige Tiere es schaffen wirklich weiterhin in Japan zu bleiben. Das soll jetzt nicht heißen, dass die anderen 450 Tiere schlecht sind, ganz im Gegenteil, sie entsprechen aber nicht den sehr hohen Ansprüchen der japanischen Zucht und meistens sind die in Japan verbleibenden Tiere noch lange nicht fertig. Oftmals sind es weitere Jahre der Aufzucht, die dann den Nishikigoi schlecht hin entstehen lassen. Maximal schaffen das aber nur 3 bis 5 Stück aus einer Verpaarung. Sie sehen also wie schwer es ist, den besonderen Koi zu züchten.

So, nun allen Koimamas und Papas viel Glück bei der Aufzucht…..

Ihr
mario unterschrift klein