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Import von Koi


Der Import von Nishikigoi, oder wie kommt der bunte Fisch von Japan nach Deutschland...


Viele meiner Kunden fragen immer, wie so ein Import denn abläuft. Mit diesem kleinen Bericht will ich euch mal zeigen, dass es gar nicht so einfach ist Nishikigoi zu importieren. Dahinter steckt nicht nur eine Selektionsreise nach Japan, sondern auch ein großer Papierkrieg und ordentlich Bürokratie.....

Aber fangen wir doch einmal mit dem angenehmen Teil an, also mit der Japanreise und der Selektion der Nishikigoi direkt Vorort in Japan. Vor der eigentlichen Reise gilt es mit meinem Agenten die Reise durch zu sprechen. Also zuerst einmal den eigentlichen Reisetermin abklären. Danach buche ich den Flug und mein Agent bucht die diversen Hotels für die Übernachtungen und klärt mit diversen Züchtern die Besuchstermine ab. Grundsätzlich kümmere ich mich um alles außerhalb von Japan und mein Agent managt alles in Japan. Begleiten mich Kunden, so werden von mir alle Dinge rund um den Flug abgeklärt und mein Agent kümmert sich wie schon geschrieben um alles andere in Japan, angefangen vom Hotel über das Auto, die Termine beim Züchter und das Rahmenprogramm wie den Besuch von Restaurants, Sehenswürdigkeiten und natürlich auch den Besuch einer Karaoke Bar, denn es gab bis jetzt kaum einen Mitreisenden, der nicht nach dem Besuch dieser Bar gefragt hätte.


An dem Reisetermin treffen wir uns nun zu einem bestimmten Zeitpunkt am Flughafen. Ich kümmere mich dann um die Flugtickets und das Check In. In Japan angekommen geht es weiter mit dem Transfer zum ersten Hotel. In Fukuoka, also im Süden Japans, ist das eine kleine Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel. Um aber nach Nagaoka in Niigata zu kommen, steht uns eine längere Zugfahrt mit dem Shinkansen von Narita, einem der Flughäfen in Japan, bevor. Auch hier kümmere ich mich um die Tickets und achte darauf, dass uns auf dem Weg zu den Gleisen keiner verloren geht. Nach weiteren drei Stunden kommen wir dann in Nagaoka an und haben noch einen kleinen Fußmarsch von 5 Minuten bis zum Hotel. Nach dem Check In kontaktiere ich erneut meinen Agenten und kläre den Abholtermin für den Folgetag am Hotel ab um mit der Selektionsreise zu beginnen.

Ohne einen Agenten geht es nicht in Japan. Er koordiniert die eigentliche Selektionsreise Vorort. Er fährt uns zu den Züchtern und dient da als Verhandlungspartner und Dolmetscher. Er organisiert und managt auch das Rahmenprogramm.

Wie schon oben beschrieben habe ich immer zwei Regionen im Auge. Im November geht es nach Fukuoka und im Februar geht es nach Nagaoka. Hier hilft mir mein Agent nicht nur bei der Suche nach den Nishikigoi und dient als Dolmetscher, nein, er ist auch dafür verantwortlich den Importtermin mit den Züchtern abzuklären, den Flug für die Fische zu buchen, sich um alle Begleitdokumente zu kümmern (Gesundheitszeugnis, Rechnung...und und und) und um die komplette Koordination, dass meine selektierten Fische alle pünktlich mit dem LKW am Flughafen in Japan ankommen. Eine Selektionsreise dauert meistens etwa 7 bis 10 Tage. Der eigentliche Import der Fische findet aber immer einige Wochen nach meiner Rückreise statt. Zum Einen müssen die Züchter die Fische auf den Import vorbereiten und zum Zweiten müssen ja die Begleitdokumente erstellt und der Flugtermin festgelegt werden. Somit erklärt sich von alleine warum ein Agent und Koordinator so wichtig für mich ist.

So, die Reise ist vorüber, ich bin wieder in Deutschland und es geht darum die Fische zu importieren. Der Importtermin steht fest und nun müssen die Papiere in Deutschland ausgestellt werden. Dazu gibt es sowohl einen mehrseitigen Vordruck für die lebende Ware, also ein Gesundheitszeugnis für die Nishikigoi, als auch einen mehrseitigen Vordruck für die zu entrichtende Einfuhrumsatzsteuer, die 19 % beträgt und für die Gesamtsumme der Lieferung gilt, also für die Fische, die Transportkosten, für den Flug und alle in Japan angefallenen Kosten und Abgaben rund um den Import (Miete für den LKW, Begleitdokumente, Gesundheitszeugnis, Provisionen und und und). Der Import wird nun in Frankfurt am Flughafen mindestens drei Tage vor der Ankunft bei der Grenzkontrollstelle für Tiere angemeldet. Damit wäre Teil 1 des Importes abgeschlossen, doch wie bekomme ich jetzt meine Nishikigoi?


Kommen wir nun zum Tag X, dem eigentlichen Importtag. Gehen wir mal davon aus, dass die Tiere gegen 6 Uhr am Morgen landen. Dann dauert es etwa 60 bis 90 Minuten nach der Landung, bis die Begleitdokumente vom Flugzeug zur Verwaltung gebracht werden und in dieser Zeit wird die kostbare Fracht direkt vom Flugzeug aus zur Animal Lounge gebracht, wo sich auch die Grenzkontrollstelle für Tiere befindet. Ich mache schon immer meine Verzollung und den Import in Eigenregie und somit kenne ich dass Prozedere nur zu gut.


Gegen 8 Uhr bin ich dann in der Animal Lounge und gebe alle Papiere bei der Grenzkontrollstelle für Tiere ab. Hier werden nun die Papiere für den Zoll fertig gemacht. Das heißt, die Lieferung wird Stichprobenartig beschaut. Es wird von den Amtstierärzten geprüft, ob die Tiere in einem guten Zustand angekommen sind, ob das Gesundheitszeugnis aus Japan in Ordnung ist und ob die Papiere aus der EU, also meine Dokumente stimmen. Ist das alles der Fall, bekomme ich die Dokumente für den Zoll, um die Einfuhrumsatzsteuer zu entrichten. Das Ganze dauert etwa 45 Minuten.

Anschließend geht es dann zum Zoll, wo wieder alle Dokumente plus die Zollpapiere abzugeben sind. Wieder etwa 45 Minuten später ist es so weit. Ich bekomme die Rechnung für die Einfuhrumsatzsteuer. Nachdem Diese bezahlt ist, bekomme ich meine gesamten Dokumente zurück, plus.....und das ist das Wichtigste, dem Freistellungsdokument für den Import und die Überlassungserklärung. Damit sind die Fische nun offiziell mir und können abgeholt werden....mittlerweile ist es 9 Uhr.

Mit der Freistellung und der Überlassungserklärung geht es jetzt wieder zurück zur Animal Lounge. Hier wird nun ein letztes Mal ein Dokument ausgefüllt und mein Personalausweis kontrolliert, damit auch die richtige Person die richtige Lieferung erhält. Gegen 9:30 Uhr werden dann endlich die Boxen heraus gegeben und ich kann meine Lieblinge in Empfang nehmen. Einladen und ab nach Viernheim, wo ich dann gegen 11 Uhr eintreffe.


So glatt soll es eigentlich immer laufen. Also von der Landung bis zur Übergabe etwa 3 bis 4 Stunden. Leider ist das nicht immer der Fall. Besonders beim Zoll kommt es immer wieder zu Verspätungen....mal ist es das Computerprogramm, mal fehlt die Freigabe von der Fluggesellschaft oder dem Transportunternehmen mal ist es die geschlossene Kasse, mal ist es einfach eine Person, die nicht genau weiß wie das Alles verbucht werden muss und und und.......da heißt es immer LÄCHELN und wie sagte meine Tochter das letzte mal, als sie mich begleitete....bleib einfach GECHILLTTTTTTTTTTT......Das sagt sich so einfach.....aber vermeidbar ist das leider nicht. Ich habe schon über 2 Stunden beim Zoll verbracht, nur um die blöde Einfuhrumsatzsteuer zu bezahlen. Da ist SIE.....die berühmte DEUTSCHE BÜROKRATIE......aber egal.....Augen zu und durch....

Sagen wir mal, es hat alles funktioniert und die Fische sind nun im Transporter, dann heißt es ab in die Anlage und nach etwa einer Stunde Fahrt bin ich dann in Viernheim. Meine Importe haben so im Schnitt zwischen 50 und 60 Boxen. Aus Erfahrung heraus habe ich gelernt, dass diese Anzahl recht gut zu Händeln ist und nach etwa drei Stunden ziehen alle neuen Nishikigoi ihre Kreise in meinen Becken.

Ihr wollt nun wissen, wie lange die Tierchen nun unterwegs waren ?

Der Flug von Japan nach Deutschland dauert etwa 12 Stunden. Der LKW braucht von Niigata nach Tokio etwa 7 Stunden. Etwa 4 Stunden vor der Fahrt zum Flughafen haben die Züchter die Nishikigoi verpackt und zum vereinbarten Treffpunkt gebracht. Von der Landung in Deutschland bis zum Einsetzen des letzten Fisches in meine Becken vergehen noch einmal etwa 7 Stunden......das macht........in etwa eine Gesamtreisezeit von nahezu 30 Stunden für die Tiere.

Mich wundert es immer wieder wie gut die Nishikigoi diese Strapazen weg stecken und wie wenig Probleme ich mit den Tieren habe, selbst wenn es einmal noch zwei drei Stunden länger dauert, weil mal irgendwo wieder die Bürokratie zu Verzögerungen geführt hat. So, nun versteht ihr auch, warum ich nicht immer auf die Minute genau sagen kann, wann ich wieder aus Frankfurt mit dem Import zurück bin und warum meine Laune bei den Importtagen immer erst nach dem öffnen der letzten Box besser wird, denn nicht nur die Nishikigoi stehen an solch einem Tag unter enormen Stress.

Euer
mario unterschrift klein