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Winterzeit


Der nächste Winter kommt bestimmt

Oder: Was muss ich beachten, um meine Nishikigoi gut durch die kalte Jahreszeit zu bringen?

Viele meiner Kunden stellen mir diese Frage. Mit diesem kleinen Bericht möchte ich Ihnen einmal aufzeigen, wie man seine Nishikigoi auf verschiedene Arten gesund durch den Winter bekommt.


Vorab sollte man aber erwähnen, dass alle Teiche eigenen Gesetzen unterliegen und kein Teich gleich ist. Was in dem einen Teich gut funktioniert muss nicht unbedingt in anderen Teichen zum selben Ergebnis führen. Somit muss jeder Koiliebhaber für sich selbst entscheiden, wie und was er mit seinem Teich im Winter macht. Beachtet er einige Grundregeln, die ich hier auch aufzeige, so wird er sicherlich kaum Probleme mit den Tieren im Winter haben. Aber wie gesagt, viele Wege führen nach Rom und nicht alle Gegebenheiten sind überall in den Teichen gleich.

Nishikigoi sind eigentlich sehr robuste Fische. Sie vertragen Temperaturen von 4 bis 30 Grad ohne größere Probleme, trotzdem gibt es einige Dinge zu beachten. Bestimmte Temperaturbereiche schaden dem Fisch. Dies liegt daran, dass bei Temperaturen von 10 bis 14 Grad das Immunsystem der Fische nicht mehr gut arbeitet, bestimmte Parasiten und Bakterien sich aber gerade bei diesen Wassertemperaturen besonders gut vermehren und unseren Koi das Leben schwer machen können.


Temperaturunterschiede oder besser gesagt Temperaturschwankungen von mehr als 3 bis 5 Grad am Tag stressen den Koi zusätzlich stark, da sein Organismus als Wechselblütler sich den Temperaturen angleicht und er somit viel Energie aufwenden muss, um seinen Organismus den Temperaturschwankungen anzugleichen.

Winterruhe hält der Koi bei 5 bis 6 Grad Celsius oder darunter. Bei diesen Temperaturen steht der Koi nahe am Boden des Teiches und bewegt sich kaum noch, da er selbst weiß, dass jede Bewegung ihn sehr viel Energie kostet und mit einer starken Anstrengung verbunden ist. Aus diesem Grund ist es ratsam, die Fische in ihrer Winterruhe nicht zu stören oder zu erschrecken. Jede noch so kleine Schwimmbewegung verbraucht unnötige Energiereserven, die der Koi zur Überwinterung braucht. Es sei aber auch erwähnt, dass es Teiche gibt, wo selbst bei niedrigsten Temperaturen gar keine Winterruhe statt findet. Warum oder weshalb die Tiere keine Ruhephase einlegen ist dabei nicht zu erklären.

Leider machen viele Koiliebhaber den Fehler und setzen zu den Koi Störe in den Teich. Diese wunderschönen Tiere halten leider bei Temperaturen um die 5 Grad keine Winterruhe, sie sind ständig im Teich auf Futtersuche und schrecken dabei alle anderen Fische im Teich auf. Diese schwimmen dann wohl oder übel aufgeschreckt durch den Teich. Wieder wird unnötig Energie verbraucht und der Organismus des Koi geschwächt.  Also, liebe Koifreunde, zum Wohle Eurer Nishikigoi, lasst die Störe aus dem Koiteich, es sei denn ihr Temperiert der Teich und lasst die Temperatur nie unter 8 Grad fallen !!!

Wie mache ich meinen Koiteich nun winterfest?

Als erstes sollte man etwas aus der Physik wissen. Wasser hat seine größte Dichte bei 4 Grad und ist somit bei dieser Temperatur am schwersten.

In der Theorie sieht das nun folgender maßen aus:

Ist der Teich nun wenigstens 150 cm tief so wird in dieser Tiefen Region mindestens eine 40 cm hohe Schicht mit einer Temperatur von 4 Grad sein, selbst wenn der Teich teilweise oder ganz zufriert.

Nun, das besagt die Theorie. Wie sieht das nun aber in der Praxis aus?

Hier spielen viele Faktoren eine Rolle, aber eines sei vorweg gesagt:
Diese Schichten gibt es selbst in Teichen von 200 cm Tiefe oder mehr und einem Gesamten Wasservolumen von 100.000 Liter oder mehr so
gut wie nie !

Nun fragen Sie sich sicherlich warum denn nicht. Dies lässt sich eigentlich ganz einfach erklären. Die Tiere im Teich schwimmen immer ein wenig, dadurch kommt es zu Wasser Verwirbelungen und zum Vermischen von den einzelnen Wasserschichten. Zusätzlich sorgen Regen, Wind und auch die Teichbelüfter, der Wassereinlaß, Wasserwechsel und der Filter für ein ständiges Vermischen dieser Schichten.

Wie kann ich nun dafür sorgen, dass es trotz dieser vielen Faktoren eine relativ warme Wasserschicht in Teichbodennähe gibt?

Zuerst werden die Bodenabläufe geschlossen. Pumpen und Belüfter werden aus der Tiefenregion entfernt. Der Bachlauf wird abgestellt. Wenn man den Filter über Winter durchlaufen lassen will, so setzt man die Pumpe an eine flache Stelle im Teich, ca. 30 bis 50 cm unter die Wasseroberfläche. Der Wassereinlauf wird so gestellt, dass das Wasser aus dem Filter nicht in die Tiefenregion strömt und sich somit nicht mit dem wärmeren Wasser vermischt. Eine gründliche Reinigung der Filteranlage und des Teiches vor dem Winterbetrieb versteht sich dabei von selbst.

Betreibt man den Filter mit mehreren Pumpen, so kann man diese, bis auf eine Pumpe abstellen. Der Filter verrichtet im Winter nur eine Partikelreinigung, das heißt es werden nur Grobschmutz und Schwebstoffe aus dem Wasser entfernt, denn die nitrifizierenden Bakterien, die Ammonium abbauen stellen ihre Arbeit bei ca. 6 Grad Wassertemperatur fast ein. Die UVC- Anlage kann ausgeschaltet oder abgebaut werden, da bei Temperaturen unter 10 Grad auch kein Algenwachstum mehr vorhanden ist. Nur die Fadenalge ist in der Lage bis auf 2 Grad herunter zu wachsen. Die Lüfter hängt man ca. 30 bis 50 cm unter die Wasseroberfläche an eine Ecke des Teiches, damit dort ein Teil der Wasseroberfläche eisfrei gehalten wird. Dadurch kommt es nicht zur Vermischung von kaltem und warmen Wasser und ein Gasaustausch zwischen Teich und Luft ist gegeben. Führt man einmal die Woche, wie sonst auch üblich, einen Teilwasserwechsel von 10 bis 20 % durch, so wird das den Teich zwar nicht viel erwärmen, jedoch wird sich die Warmwasserschicht wieder etwas regenerieren. Es gibt Koiliebhaber, die es selbst bei strengen Wintern schaffen, alleine durch stetige Frischwasserzufuhr mit Brunnenwasser die Wassertemperatur am Teichboden bei 5 bis 6 Grad zu halten und das auch ohne Heizung.

Um ein sehr starkes Auskühlen des Teiches zu verhindern kann man den Teich mit diversen Materialien abdecken (Noppenfolie, Styropor, Styrodur, PE-Bälle, Doppelstegplatten, usw...). Dabei sollte man aber auch darauf achten, dass eine kleine Stelle im Teich nicht abgedeckt wird. Diese Stelle sollte dann auch eisfrei gehalten werden. Durch diese eisfreie Stelle kann man zum einen seine Fische auch im Winter beobachten und bei eventuellen Krankheitserscheinungen handeln und zum anderen wird auch hier wieder ein Gasaustausch gewährleistet. Sollten Sie den Teich komplett abdecken, so empfiehlt es sich alle zwei bis drei Tage, besonders bei etwas sonnigem Wetter den Teich wieder etwas auf zu decken, um einen Gasaustausch zu ermöglichen. Dies ist extrem wichtig, um einen Anstieg von Stickstoff und CO2 im Teich zu verhindern. In den meisten Teichen reicht dazu eine Fläche von etwa einem Quadratmeter aus.

Sollte es einmal zu einer geschlossenen Eisdecke am Teich kommen, so hacken Sie niemals ein Loch ins Eis. Betreten Sie auch nie die Eisfläche oder kommen Sie niemals auf die Idee auf dem Teich Schlittschuh zu laufen (bitte nicht lachen, habe ich alles schon erlebt). Durch diese Dinge werden die Tiere in ihrer Winterruhe massiv gestört und der Lärm ist für die Koi unerträglich. Es kann dazu kommen, dass die Tiere einem Herzversagen erliegen oder so aufgeschreckt werden, dass sie so viel Energie verbrauchen und dadurch die Winterzeit nicht überleben. Eine geschlossene Eisdecke lässt sich am besten und ohne viel Stress für ihre Lieblinge mit etwas heißem Wasser öffnen.


Allen Koiliebhabern mit Teichheizung sei hier ein Tipp gegeben. Heizen Sie ihren Teich so lange auf wenigstens 15 Grad, bis die Tagestemperaturen 8 Grad nicht mehr überschreiten. Dann lassen Sie ihren Teich jeden Tag eins bis zwei Grad abkühlen, bis Sie eine Teichtemperatur von 6 bis 8 Grad erreicht haben. Wenn Sie ihren Teich über Winter bei diesen Temperaturen halten, werden Sie so gut wie keine Probleme mit ihren Fischen haben. Wenn ihre Nishikigoi ständig nach Futter suchen, so füttern Sie zwei bis dreimal pro Woche wenig, aber sehr hochwertiges Winterfutter (am besten mit sehr hohem Seefisch Öl Anteil), damit ihre Nishikigoi kein Energie-Mangel-Syndrom bekommen. Wichtig ist nicht der Fettanteil im Futter, sondern der Öl Anteil aus See Fisch Ölen, denn aus diesen Ölen können die Tiere selbst bei sehr niedrigem Stoffwechsel Energie gewinnen. Pflanzenöle sind dafür nicht geeignet.

Allgemein sei gesagt, dass unsere Nishikigoi nicht mehr mit dem Wildkarpfen in freier Natur vergleichbar sind. Durch die Zucht und die Haltungsbedingungen über viele Jahrzehnte kennen diese wundervollen Tiere eigentlich keinen Winter mehr. Viele Teichbesitzer sind deshalb auch zu einem überdachten, abgedeckten und vor allem temperierten Teich im Winter übergegangen. Einige hältern ihre Tiere auch in der kalten Jahreszeit bei um die 20 Grad Celsius.

Wie Sie sehen gibt es viele Arten der Überwinterung. Die Spannbreite ist groß, um so wichtiger für Sie und die Tiere ist es daher auch im Winter immer nach den Fischen zu sehen. Auffälligkeiten früh zu erkennen und dementsprechend zu handeln. Ich empfehle meinen Kunden immer einen Herbstcheck durch einen Fachtierarzt für Fische durchführen zu lassen. Dies hat vor allem den Grund, dass viele Behandlungen bei niedrigen Wassertemperaturen sehr schwer durchzuführen sind und einige Medikamentierungen bei Temperaturen unter 12 Grad Celsius gar nicht mehr möglich sind. Es gilt die einfache Devise….
Gehen die Tiere gesund in den Winter, dann sind sie meist auch im Frühjahr fit. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Nishikigoi eine schöne und vor allem gesunde Winterzeit.



Ihr
mario unterschrift klein