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Resistenzbildung


Resistenzbildung bei Bakterienstämmen…..

wo kommen sie her, wie sind sie vermeidbar und was kann ich gegen Resistenzen tun…..


Die Definition von Resistenz bedeutet IMMUN, also nicht reagierend oder sich beeinflussen lassen auf oder von irgendwelchen Dingen. In der Medizin werden dabei Bakterien, Viren und Pilze beschrieben, die auf bestimmte Desinfektionsmittel, Chemikalien und Medikamente nicht wie gewünscht reagieren. Den meisten Menschen ist der Begriff Resistenzbildung immer im Zusammenhang mit Antibiotika ein Begriff. Hierbei umschreibt die Resistenzbildung die Immunität, also die Unwirksamkeit bestimmter Antibiotika auf den Erreger (Bakterien, Viren und Pilze).

In der klinischen Forschung ist die Resistenzbildung schon sehr lange ein Thema. Man spricht dabei auch von dem so genannten “INFEKTIÖSEN HOSPITALISMUS“. Dies ist ein Überbegriff aus den Krankenhäusern, der umschreibt, wie viele Bakterien, Viren und Pilze durch einen Übereinsatz von diversen Desinfektionsmitteln und Antibiotika mutiert sind und somit gegen diese Mittel immun, also resistent geworden sind. Die häufigsten Resistenzen findet man Heute besonders bei den Bakterienstämmen von Staphylokoggen, Aspergillus und Streptokokken.

Bevor man etwas tiefer in die Resistenzbildung bei Bakterien, Viren und Pilzen einsteigt, muss man erst einmal den Unterschied zwischen diesen Parteien klären. Fangen wir damit an, wie ein Lebewesen in der Forschung und Medizin erklärt wird. Ein Lebewesen hat immer mindestens eine Zelle mit Zellkern und einen Stoffwechsel. In diesen Zellen befindet sich immer ein Zellkern mit den Erbinformationen (Desoxiribunukleinsäure, kurz DNS oder auch DNA genannt). Ein Lebewesen wächst, regeneriert oder vermehrt sich durch Zellteilung.

Betrachten wir nun die kleinsten Krankheitserreger, die Viren, so stellen wir fest, dass sie weder einen Zellkern noch einen Stoffwechsel besitzen. Somit sind Viren in der klassischen Definition keine Lebewesen. Viren bestehen nur aus Erbmaterial, das in einer Eiweißhülle schwimmt. Sie können sich somit nicht selbstständig vermehren und brauchen immer Zellen als Wirte. Aus dieser Definition heraus ergibt sich, dass Viren die kleinsten Parasiten der Welt sind.

Kommen wir nun zu den Bakterien. Sie sind Einzeller mit fester Hülle, einem Zellkern und einem eigenen Stoffwechsel und vermehren sich durch Zellteilung. Sie gelten als die Urform allen Lebens und sind die kleinsten Lebewesen der Welt. Alleine im Menschen leben über 1000 verschiedenen Bakterienarten, die meisten davon im Darm. Sie helfen zum Beispiel bei diversen Stoffwechselvorgängen und der Verdauung. Die wenigsten Bakterienstämme sind dabei pathogen, also krankmachend. Eine der bekanntesten Darmbakterienstämme sind die Colibakterien. Aber vorsichtig, diese Bakterien sind sehr spezifisch an ihren Wirkungsort gebunden. Verirren sich zum Beispiel Darmbakterien in die Blase, so erzeugen sie dort unverzüglich eine sehr schmerzhafte Blasenentzündung.

Pilze sind genau so aufgebaut wie Bakterien. Sie besitzen eine feste Hülle, einen Zellkern, haben einen Stoffwechsel und vermehren sich durch Zellteilung. Sie bevorzugen ein warmes und feuchtes Klima und können zur Vermehrung wie auch einige Bakterienstämme, Algen, Moose und Farne Sporen bilden. Pilze ernähren sich hauptsächlich von toten oder absterbenden organischen Stoffen (Haut, Gewebe, Fleisch) und treten dann in so genannten Fäden oder Geflechten auf. Man sieht sie bei den Nishikigoi meistens als Sekundärinfekte bei der Lochkrankheit oder massiven parasitären Infekten. In der Fachsprache spricht man dabei von Mykosen. Einer der bekanntesten und ein weit verbreiteter Erreger in der Familie der Pilze, der unseren Nishikigoi schadet, ist Saprolegnia. Auch Pilze sind genauso wie Bakterien und Viren in der Lage Resistenzen auszubilden.

So, und nun wird es etwas komplizierter. Wie oben beschrieben, brauchen Viren einen Wirt um sich Fortzupflanzen und hier will ich nun mit einfachen Worten beschreiben wie so etwas funktioniert. Trifft ein Virus auf ein Bakterium, so dringt das Virus in das Bakterium ein und pflanzt seine Erbinformationen in die DNA im Zellkern des Bakteriums. Somit entsteht aus dem Bakterium eine Bakteriophage. Grob gesagt ein Bakterium inklusive Virus. Das Bakterium ist nun nicht mehr das Selbe, bei jeder Teilung wird nun die DNA des Virus gestreut. Der Parasit, also der Virus hat es geschafft seinen Wirt zu zerstören und zu einer höchst ansteckenden und krankmachenden Lebensform umzuwandeln. Besonders diese Bakteriophagen haben eine enorme Mutationsrate und können sich unglaublich schnell vermehren, wodurch eine Resistenzbildung zusätzlich erleichtert wird.

Nun versuche ich mal die Ursachen für die Resistenzbildung näher zu Beschreiben. Es ist nicht unbedingt richtig und oftmals eine Fehlinformation, dass durch einen vermehrten Einsatz von Antibiotika, Desinfektionsmittel und Chemikalien Resistenzen gezüchtet werden. Es ist dabei immer Entscheidend welche Mittel genommen werden. Nur durch den stetigen Einsatz eines Antibiotikums, eines Desinfektionsmittels oder einer Chemikalie wird die Resistenzbildung unterstützt und kann vermehrt auftreten. Das heißt, dass zum Beispiel im Teich immer nur mit Chloramin T gegen Bakterienstämme behandelt wird. Irgendwann, warum auch immer kann es dann zu einer Mutation von einem Bakterienstamm kommen, dem dieses Mittel dann nichts mehr anhaben kann. Wechseln diese Mittel und werden nicht zu kurz hintereinander angewendet, so ist es für die Bakterien, Viren und Pilze um ein vielfaches schwieriger sich anzupassen und Resistenzen gegen diese Mittel auszubilden.

Grundsätzlich sind Bakterien, Viren und Pilze immer in der Lage Resistenzen zu bilden. Dies kann auch schon nach einer einmaligen Behandlung mit Medikamenten geschehen. Warum oder wie diese Mutationen und die damit verbundenen Resistenzen auftreten ist bis heute nicht genau geklärt. Es ist aber einfach so, dass genau so wie wir Menschen und unser Immunsystem versucht sich ständig zu verbessern, unanfälliger gegen Krankheiten und Umwelteinflüsse zu werden und zu überleben, versucht das auch das Bakterium.

Es ist auch ein Irrtum, dass Resistenzen bei Bakterien, Viren und Pilzen nur durch den Übereinsatz von Chemikalien und Medikamenten zustande kommen. Viele andere Einflüsse spielen dabei auch eine entscheidende Rolle. Angefangen von der Bakterien-, Viren- und Pilzdichte, über diverse Umwelteinflüsse bis hin zur Strahlungsintensität der Sonne können zu solchen Spontanmutationen führen. Sicherlich ist es aber auch Fakt, dass der Missbrauch von Chemikalien und Medikamenten oder besser gesagt der Übereinsatz dieser Produkte bei einer Resistenzbildung einen entscheidenden Anteil haben.

Die Problematik des so genannten Medikamentenmissbrauches, oder sagen wir besser der Resistenzbildung, wird noch deutlicher und einfacher zu verstehen, wenn man einige Jahre zurück geht. Für einen selektiven und erfolgreichen Einsatz von Medikamenten gegen Bakterien, Viren und Pilze ist es immer erforderlich, den Krankheitserreger so genau wie möglich zu klassifizieren und genau auf den bestimmten Erreger hin, selektiv zu behandeln. Das heißt, je genauer man den Erreger kennt, desto besser kann man ein Mittel wählen, das auch nur diesen Erreger bekämpft. In den frühen Jahren der medizinischen Forschung war es zwar möglich die Bakterienstämme zu bestimmen, aber nicht oder nur wage den möglichen Erreger, also das einzelne krankmachende Bakterium an sich. Durch diese Tatsache war der Mediziner daher gezwungen ein so genanntes Breitbandmittel einzusetzen, um den Heilungserfolg effizient einzuleiten. Man hat also Sprichwörtlich “Mit Kanonen auf Spatzen geschossen“. Bedenkt man nun, dass diese Breitbandmittel bestimmte Bakterien eines Stammes abtöten, andere Bakterien aber nur schwächen, so wird einem schnell klar, dass gerade die nur leicht angegriffenen Bakterien dieses Stammes in der Lage sind, sich auf dieses Medikament einzustellen und somit eine Resistenz gegen dieses Mittel zu entwickeln. Werden dann diese resistenten Bakterien, warum auch immer pathogen, dann ist von Anfang an das vorher eingesetzte Medikament unwirksam. Auch der medizinischen Forschung war dies bewusst, aber anstatt sich zuerst der selektiven Medikamentierung und damit der vernünftigen Klassifizierung zu widmen, wurden immer stärkere Medikamente hergestellt, denn mit dem Verkauf von Medikamenten verdient man Geld. Forschung und Entwicklung kosten nur Geld.

In der heutigen Zeit, versuchen immer mehr Forscher und Mediziner den genauen Erreger zu bestimmen und ihre Behandlungsmethoden immer mehr zu verfeinern. Zum einen sind sie gerade durch die Resistenzproblematik dazu gezwungen und zum anderen hat sich durch modernen Geräte und Untersuchungsmethoden, die Klassifizierung deutlich vereinfacht.

Bezogen auf die Nishikigoi kann man sagen, dass es hier zum Teil durch den extremen Einsatz von Chemikalien und Medikamenten, besonders in den 80er und 90er Jahren viele Resistenzen gab und auch heute noch gibt. Auch hier hat der Züchter versucht, mit dem möglichst kleinsten Aufwand, den größten Erfolg zu erzielen. Mittlerweile hat aber auch hier ein Umdenken stattgefunden. Auch aus dem Grund, das diese Chemikalien und Medikamente immer teurer werden und vor allen Dingen aus dem Grund, dass viele der eingesetzten Mittel ihren eigentlichen Wirkungsgrad auf einmal gerade durch diese Resistenzbildung verloren haben. Somit war und ist der Einsatz sinnlos geworden, da der gewünschte Effekt verloren gegangen ist und es kostet nur noch Geld. Mit den Folgen haben wir aber alle zu kämpfen. Unsere Nishikigoi sind hoch gezüchtete Rassetiere. Schon alleine dieser Umstand bringt ein anfälligeres Immunsystem mit sich. Kommen nun auch noch viele Resistenzen oder besonders aggressive Krankheitserreger hinzu wird es oftmals schwer bis sogar unmöglich im Krankheitsfall oder besser gesagt Infektionsfall zu helfen.

Aufbauend auf der Grundlagenforschung und den langjährigen Erfahrungen rund um den Nishikigoi, hat bei vielen Züchtern und Händlern ein Umdenken stattgefunden. Verbesserung der Haltungsbedingungen, optimale Selektion, eine geringere Besatzdichte und eine optimierte Ernährung seien hier mal als Beispiele genannt. Man darf nie vergessen, dass es sich bei der Zucht von Nishikigoi immer um eine Massentierhaltung handelt, somit ist es natürlich für pathogene Keime und Parasiten immer einfacher sich zu entwickeln und auszubreiten, als in einem Privatteich. Auch ist es bei der Zucht oder Hälterungsanlage, gerade bedingt durch die Massenhaltung um ein vielfaches schwerer optimale Haltungsbedingungen herzustellen und vor allen Dingen ständig zu gewährleisten. Geht man alleine durch den Futterstress, das ständige Fangen der Nishikigoi oder sogar von einem stundenlangen Flug in einer Box beim Import aus, so kann man grundsätzlich sagen, dass es in solchen Anlagen sicherlich öfters von Nöten ist, gegen pathogenen Keime und Parasiten zu behandeln. Entscheidend ist aber dabei mit dem möglichst kleinsten Einsatz, den größtmöglichsten gewünschten Erfolg zu bekommen, gerade um sich gegen resistente Erreger zu wehren oder besser gesagt um die Bildung von Resistenzen, die es immer gibt, so klein wie möglich zu halten. Man sollte sich auch immer darüber im klaren sein, dass ein Züchter oder Händler niemals ein Produkt, egal welcher Art, anwenden würde, wenn es nicht unbedingt sein muß, denn zum einen kosten diese Produkte immer Geld und zum anderen will und muß der Bestand immer geschützt werden, denn nur der gesunde Bestand an Nishikigoi gewährleistet das Kapital und den Verdienst von Züchter und Händler.

Ich kann nicht für alle Züchter und Händler sprechen, sondern nur für die Züchter und Händler die ich auch persönlich kenne. Jedem Kunden sollte eines besonders bewusst sein, die Nishikigoi sind das Kapital der Züchter und Händler und das gilt es zu schützen. Nicht umsonst werden viele Händler und mittlerweile sogar einige Farmen in Japan von Fachtierärzten betreut, die dann zusammen mit dem Züchter oder dem Händler im Bedarfsfall die Behandlungsmethoden festlegen. Ohne Chemikalien und Medikamente ist das aber leider nicht möglich. Züchter und Händler versuchen aber mit möglichst kleinem Aufwand den Bestand zu schützen und besonders den Einsatz von Chemikalien und Medikamenten so gering wie möglich zu halten, aber ganz ohne diese Dinge kommt leider keiner aus. Es gilt dabei, möglichst gesunde und auch robuste Nishikigoi an den Kunden abzugeben, denn, kommt es zu Erkrankungen oder sogar zu Verlusten fällt dies immer auf den Züchter oder Händler zurück. Kommt es zu oft vor, dann meidet der Händler den Züchter und der Kunde den Händler. Die Konsequenz daraus ist jedem bewusst. Entweder geht der Züchter Pleite oder der Händler und im schlimmsten Fall sogar Beide.

Fazit daraus ist, dass, warum auch immer Resistenzen auftreten, durch den übertriebenen Einsatz von Chemikalien und Medikamenten, durch Umwelteinflüsse, durch Überbesatz, falsche Fütterung oder durch schlechte Haltungsbedingungen jeder Liebhaber von Nishikigoi damit zu kämpfen hat. Jeder seriöse Züchter, jeder seriöse Händler und jeder Hobbyist wird aber immer versuchen für seine Lieblinge optimal zu sorgen um gerade diesen unwahrscheinlich aggressiven und resistenten Erregern entgegen zu wirken.

Ich wünsche Ihnen ALLZEIT gesunde Nishikigoi und viel Spaß am schönsten Hobby der Welt


Ihr
mario unterschrift klein