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Koi und Sauerstoff


Luft, Wasser, Koi, Karpfen, Nishikigoi….und noch dazu der Sauerstoff….

Oftmals wird einer der wichtigsten Parameter für das Wohlbefinden und den Gesundheitsstatus unserer Nishikigoi völlig vernachlässigt und in den meisten Fällen auch völlig falsch interpretiert und verstanden. Zum einen liegt dies an der Robustheit unserer Farbkarpfen und zum anderen an der Schwierigkeit der Bestimmung und der richtigen Interpretation der Werte. Doch bevor wir den Sauerstoff im Wasser behandeln, müssen wir uns einige, oder besser gesagt viele Dinge erst einmal genauer anschauen um überhaupt einmal ein gewisses Grundwissen und Verständnis für unsere Nishikigoi und deren Stoffwechsel zu bekommen.

Gehen wir aber zum besseren Verständnis zuerst einmal direkt auf den Karpfen ein und dessen Bedürfnisse an seinen Lebensraum in direkter Anschauung auf den Sauerstoffwert. In der Aquakultur, also der Speisefischzucht gibt es einige Studien zum Thema Sauerstoff und die direkten Zusammenhänge auf das komplette Ökosystem Fischzuchtteich. Sicherlich ist nicht alles direkt auf unseren Koiteich übertragbar, aber viele Komponenten sind und bleiben die Selben. Unser Nishikigoi stammt vom Karpfen ab und ist in seiner Grundstruktur auch immer noch ein Karpfen, jedoch ein Rassetier mit weit höherer Anfälligkeit auf Schwankungen in seinem Lebensumfeld wie der Speisekarpfen. Doch woher kommt diese Sensibilisierung? Dazu müssen wir uns einmal alle drei Arten der Karpfen anschauen. Doch wieso drei Arten der Karpfen, werden Sie sich nun fragen, oder wie kommt denn der Autor auf diese Idee. Meiner Meinung nach müssen wir in der heutigen Zeit drei Arten der Karpfen unterscheiden, denn es gibt die Urform mit ihrer natürlichen Vermehrung und dem Aufwachsen in freier Natur ohne größere Eingriffe des Menschen. Danach kommt der Speisekarpfen aus der Aquakultur, der durch die Industrialisierung massiv vom Menschen beeinflusst wird und es gibt den Zierfisch, unseren Nishikigoi, der wiederum durch den Menschen massiv beeinflusst wird, jedoch ganz anders und mit ganz anderen Voraussetzungen wie der Speisekarpfen.

Beobachten wir also zuerst einmal die Urform des Nishikigoi, also den normalen in freier Natur lebenden Karpfen. Geboren irgendwo in einem See oder Fluss ist er allen Umwelteinflüssen vom Ei bis zum erwachsenen Fisch voll ausgesetzt. Es folgt die natürliche Selektion durch Krankheiten, Wasserbedingungen, Umwelteinflüssen wie Temperatur, Regen, Nahrungsaufkommen und Fressfeinden bis das Tier ein gewisses Alter und Größe erreicht hat. Das Nahrungsaufkommen und die Wasserqualität sorgt dabei von Jahr zu Jahr für unterschiedliche Bedingungen, die das Tier immer wieder vor unterschiedliche Aufgaben stellt. Ist es zum Beispiel lange sehr warm und es gibt viel zu fressen, so wächst das Tier in diesem Jahr besonders gut und es gibt viele Nachkommen. Im Gegensatz dazu bei ständig wechselnden Witterungsbedingungen, starken Temperaturschwankungen, einem kalten Sommer und wenig Nahrung. In dieser Zeit wird es kaum Nachkommen geben. Krankheiten reduzieren den Bestand auf natürliche Weise, denn nur die stärksten Tiere überleben. Das heißt im Umkehrschluss, dass das Immunsystem eines erwachsenen Naturkarpfens optimal arbeitet und der Fisch gegen viele Krankheiten, pathogene Keime, Bakterien, Viren, Parasiten und Umwelteinflüsse einfach immun ist, oder besser gesagt von sich alleine aus stark genug ist, solche Dinge ohne größeren Schaden zu überleben. Zusätzlich verkraftet er durch seine Lebenserfahrung wechselndes Nahrungsaufkommen und wechselnde Wasserparameter weit besser als sein für die Speisefischzucht gezogenen Artgenossen.

Womit wir bei den Karpfen aus der Aquakultur wären. Hierbei wird gezielt auf den Ertrag gezüchtet. Das heißt für den Karpfen eine maximale Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren in denen er soviel Fleisch, also auch Wachstum wie möglich zeigen muss. Hier erfolgt keine natürliche Selektion. Es wird vom Ei bis zum schlachtfähigen Karpfen durch den Menschen darauf geachtet soviel Ertrag wie nur möglich zu erzielen. Es gibt besondere Aufzuchtsteiche nur für diese eine Rasse. Fressfeine und Nahrungskonkurrenten gibt es nicht. Es wird auf die Wasserqualität geachtet, belüftet, Frischwasserzufuhr und vor allem stetige Futterzufuhr ist immer gewährleistet. Das Ziel in der Aquakultur ist es immer mit dem wenigsten Aufwand und dem wenigsten Futtereintrag den besten Gewinn, sprich eine große Masse an Fisch mit idealem Schlachtgewicht zu erzielen und dies so schnell wie möglich. Diese Karpfen müssen nicht nach Futter suchen. Bei diesen Karpfen wird versucht durch optimale Haltungsbedingungen die Verlustrate so gering wie möglich zu halten und die Tiere müssen auch nicht alt werden, da der Karpfen schnell genug wächst und somit auch relativ schnell sein Schlachtgewicht erreicht. Die Aufzuchtsteiche, Frischwasserzufuhr, Futtereintrag und die Wasserqualität werden speziell geplant, gezielt beeinflusst und durch den Mensch optimal eingestellt. Besonders bei den Futtermitteln aus der Aquakultur handelt es sich um ein Powerfutter, dass mit so wenig Futter wie möglich den größten Zuwachs an Fisch bringen soll. Ob dabei die Organe der Fische nach drei bis vier Jahren Schaden nehmen oder die Tiere total verfetten interessiert dabei keinen Menschen, da diese Tiere weit vorher auf dem Teller landen. Der Einsatz von Medikamenten, egal in welcher Art ist zum Großteil in der Aquakultur untersagt. Somit sind auch diese Karpfen von ihrem Immunsystem relativ robust, jedoch bei weitem anfälliger wie ihre Urform. Der Züchter achtet schon bei den Elterntieren darauf möglichst robuste Jungfische hervorzubringen, denn das ist sein Kapital für die Zukunft. Also fängt die eigentliche Selektion schon bei der gezielten Verpaarung an und setzt sich mit der Aufzucht fort. Hier ist eigentlich nichts mehr von der natürlichen Entwicklung des Karpfens vorhanden.

Kommen wir nun zu der Rassezucht, also zu unseren Nishikigoi. Auch hier setzt der Mensch, also der Züchter Maßstäbe für sein zukünftiges Kapital, aber in einem ganz anderen und weit größeren Ausmaß als in der Aquakultur. Vom Ei an bis zum Verkaufsfisch versucht der Züchter alles um die optimale Ausbeute zu erreichen und im Gegensatz zur Aquakultur kommen hier auch ganz andere Dinge zum Einsatz. Fangen wir bei der Verpaarung an. Sie geschieht mittlerweile sowohl auf natürlichem Weg wie auch künstlich. Manche Tiere werden mit Hormonen behandelt um optimal auf den Punkt genau Eier und Sperma zu liefern. Die Tiere werden separat abgestreift und fast unter Laborbedingungen werden die Eier dann künstlich befruchtet. Das Wasser wird mit Chemikalien behandelt um die Eier vor bakteriellen Infekten und Pilzerkrankungen zu schützen und eine überdurchschnittlich optimale Schlupfrate zu gewährleisten. Also wird schon im Eistadium darauf geachtet den Keimdruck so gering wie möglich zu halten. Weiter geht es mit der Aufzucht. Optimale Teiche mit optimalen Werten und optimales Futter lassen die Tiere schnell, sehr schnell wachsen, weit schneller als in der freien Natur. Wenigstens viermal im ersten Lebensjahr  werden die Tiere selektiert um unschöne oder zurück gebliebene Artgenossen zu entfernen, denn diese Tiere sind nur Nahrungs- und Lebensraumkonkurrenten für die guten Tiere. Ständige Kontrollen der Umwelt, Wasserparameter, pathogene Keime, Parasiten und und und finden statt und es kommt bei Bedarf wieder zum Einsatz von Chemikalien und Medikamenten. Dies sorgt zwar für eine optimale Entwicklung der Nishikigoi mit hohem Ertrag, verhindert aber die Angleichung des Immunsystems der Tiere an normale Umweltbedingungen. Bedenken sollte man auch, dass fast alle Nishikigoi aus Japan niemals richtig kaltes Wasser gesehen haben. Im Frühling bei geeigneten Außentemperaturen wandern die Tiere in ihren Mudpond und im Herbst, bevor es richtig kalt wird kommen die Tiere in die Gewächshäuser. Somit haben fast alle Nishikigoi immer konstante Wassertemperaturen die eigentlich nie unter 10 Grad liegen. Der Endeffekt daraus ist ein Karpfen, der mit seiner Urform aber auch rein gar nichts mehr gemeinsam hat. Er ist durch die Zuchtbedingungen weit anfälliger in seinem Immunsystem und seinem ganzen Organismus, da er in seinem ganzen bisherigen Leben eben nicht mit vielen negativen Dingen konfrontiert wurde und somit sein Immunsystem und seinen Organismus auf solche negativen Einflüsse abstimmen musste.

Was bedeutet das nun für uns Koihalter und für den Wasserparameter Sauerstoff ?

Diese Frage ist ganz so einfach nicht zu beantworten. Wir haben aber gelernt, dass die Empfindlichkeit auf irgendwelche Veränderungen im Lebensraum der Karpfen ganz andere Auswirkungen hat wie im Bereich Speisekarpfen und in unserem Ökosystem Teich, in dem die hochgezüchtete Varietät des Urkarpfens lebt. Je höher die Zuchtform und je weiter weg die Haltungsbedingungen an dem eigentlichen natürlichen Umfeld liegt, desto empfindlicher werden die Tiere die darin leben. Aus diesem Grund steigen damit auch die Ansprüche an das Ökosystem Teich. Wasservolumen, Filtertechnik, Besatzdichte, Temperatur, Wasserparameter und und und sind entscheidend über die erfolglose oder erfolgreiche Haltung und Pflege unserer Nishikigoi.

Für alle Lebewesen ist ein Gas das wichtigste Lebenselixier schlechthin. Ohne Sauerstoff wäre Leben, wie wir es heute auf der Erde kennen nicht möglich. Auch unsere Nishikigoi benötigen dieses Gas in allen Lebenslagen. Eine gute und ausreichende Menge an Sauerstoff ist entscheidend für die Lebenserwartung bei unseren Fischen, denn der Sauerstoff dient nicht nur zur Atmung, er wird bei der Verdauung benötigt, bei der Verstoffwechselung von allen wichtigen Stoffen im Körper, bei der Energiegewinnung und nicht zuletzt bei der Bekämpfung von negativen Umwelteinflüssen und der damit verbundenen Stärkung des Immunsystems.

In der Fachliteratur aus der Aquakultur findet man einige Angaben zu den Mindestwerten an Sauerstoff bei den Karpfen. Diese Werte gelten wie gesagt für die Aquakultur. Da wir aber Nishikigoi haben, die noch empfindlicher sind wie ihre Kollegen aus der Speisefischzucht und die auch weit länger leben sollen wie ihre Artgenossen, die zum Verzehr gezüchtet werden, muss man diese Werte in seinem Teich eigentlich etwas höher ansetzen um optimale Bedingungen und eine optimale Sauerstoffversorgung für seine Nishikigoi zu gewährleisten. Karpfen sind von sich aus recht robust gegenüber Sauerstoffschwankungen im Teich und reagieren dementsprechend erst bei sehr niedrigen Werten sichtbar für den Halter. Meist kommt es erst bei einem Sauerstoffgehalt von unter 2 mg/l zu deutlichen Anzeichen der Unterversorgung. Lethargie, Schnappatmung, Appetitlosigkeit, Treiben in der Nähe der Wasseroberfläche und ruhiges Stehen vor dem Wassereinlauf sind erste Anzeichen für zu wenig Sauerstoff im Teich. Wird dann doch einmal etwas Nahrung aufgenommen kommt es oftmals zum scheuern, springen und ständigem mit dem Kopf aus dem Wasser steigen der Nishikigoi. Dies hängt damit zusammen, dass bei der Verdauung mehr Energie benötigt wird und dadurch der Energiebedarf und damit auch der Sauerstoffbedarf rapide bei der Verdauung ansteigt. Zusätzlich werden normaler weise über die Kiemen mit Hilfe von Sauerstoff auch Giftgase abgeatmet, was bei einer Unterversorgung mit Sauerstoff nicht mehr in genügendem Umfang möglich ist. Die Kiemen schwellen an und verschleimen stark, dadurch kommt es zu einem juckenden und unangenehmen Gefühl bei den Nishikigoi und Sie versuchen mit dem scheuern und dem durchdrücken der Luft durch die Kiemen diese Situation zu ändern. Hält dieser Umstand der Unterversorgung mit Sauerstoff zu lange an, so können die Kiemen Schaden nehmen und absterben. Die vermehrte Schleimbildung an die Kiemen bietet noch dazu Bakterien einen idealen Nährboden und es kann zu massiven bakteriellen Infekten an den Kiemen kommen, die wiederum zu einer Kiemennekrose führen. Sehen wir diese Anzeichen ist aber meist schon zu spät, denn aus der Forschung ist bekannt, dass die Tiere schon ab einem Wert von unter 4 mg/l Sauerstoff im Wasser Probleme bekommen. Das heißt im Klartext, bis der Halter bemerkt, dass etwas nicht stimmt ist der Sauerstoffgehalt wieder um mehr als 50 % gefallen. Stetig niedrige Sauerstoffwerte haben auch noch einen ganz entscheidenden Negativeffekt auf den Gesundheitsstatus der Nishikigoi. Das Immunsystem wird geschwächt und das Tier wird anfälliger gegen pathogene Keime und Parasiten. Dazu kommt auch, dass die Regenerationsfähigkeit der Tiere rapide abnimmt. Selbst wenn Sie nun Erkrankungen früh genug erkennen, so brauchen die Tiere weit länger um zusammen mit ihrer Hilfe zu gesunden. Daraus folgt, dass eine stetige Unterversorgung mit Sauerstoff das Immunsystem unserer Fische extrem schwächt und sie früher oder später krank macht.

Ideale Sauerstoffwerte im Teich liegen zwischen 7 und 10 mg/l oder anders ausgedrückt zwischen 90 und 120 % Sauerstoffsättigung. Hier gilt es aber die besonderen physikalischen Eigenschaften von Sauerstoff betreffend seiner Löslichkeit im Wasser zu beachten. Je kälter das Teichwasser um so besser löst sich Sauerstoff im Wasser an. Betrachtet man sich diese Tatsache in der Praxis, so wird einem schnell klar, dass ein System, was bei 10 Grad Wassertemperatur optimale Sauerstoffwerte liefert bei 20 Grad bei WEITEM !!! nicht mehr ausreicht um die Tiere optimal zu versorgen. Nun stellt sich der Koiliebhaber natürlich einige Fragen, die ich versuchen werde mit einfachen Mitteln zu beantworten.

1.)   Wie bestimme ich meinen Sauerstoffwert?

2.)   Wie kann ich effektiv einer Unterversorgung vorbeugen?

3.)   Welche Gerätschaften setze ich am sinnvollsten ein?

4.)   Wie sieht es mit reinem Sauerstoff aus dem Generator oder der Flasche aus?

5.)   Funktioniert das auch mit grünen Pflanzen über die Photosynthese?

6.)   Was ist mit einem Bachlauf oder Wasserfall?

7.)   Funktioniert das auch mit Ozon?

8.)   Welche Filterarten helfen bei der Sauerstoffanreicherung im Teich?

All diese Fragen werde ich nun auf den kommenden Seiten beantworten.

Für die Bestimmung des Sauerstoffgehaltes im Teichwasser gibt es in unserem Bereich eigentlich zwei verschiedene Testverfahren. Das eine Verfahren arbeitet in der Art von Tröpfchentests, also auf chemischer Basis, ist meist kompliziert in der Durchführung und birgt dadurch viele Fehlerquellen und Ungenauigkeiten bei der Bestimmung des Sauerstoffwertes. Meist kommt es dabei zu einem Farbumschlag der Messlösung. Anhand einer Farbtabelle wird dann der Sauerstoffgehalt abgelesen. Aber VORSICHT !!! dies ist nicht der richtige Wert des Sauerstoffgehaltes, denn wie Wir etwas weiter oben gelernt haben ist die Löslichkeit von Sauerstoff stark temperaturabhängig. Also müssen Wir jetzt noch die Teichtemperatur bestimmen und mittels einer Tabelle, die in den meisten Testkits enthalten ist, den tatsächlichen Wert ablesen oder berechnen. Hierbei wird der Wert in mg/l angegeben. Will man aber in % Sättigung den Wert haben muss man wieder mit Hilfe von Formeln diesen Wert berechnen.

Elektronische Geräte sind zwar in der Anschaffung recht teuer, aber weit einfacher anzuwenden und zu warten. Achten sollte man auf eine Messelektrode, die einfach zu warten und zu kalibrieren sein sollte. Am besten eignen sich Elektroden, bei denen keine Flüssigkeiten nachgefüllt werden oder Membrane getauscht werden müssen und die sich einfach mit unserer Atemluft kalibrieren lassen. Man muss auch darauf achten, dass diese Geräte die Temperatur des Wassers mitbestimmen und den gemessenen Sauerstoffwert auf die gemessene Temperatur direkt korrigieren. Hat man sich dann noch ein Gerät mit Umschaltfunktion für mg/l und % Sättigung besorgt, steht einer sehr genauen und einfachen Bestimmung des Sauerstoffgehaltes im Teichwasser nichts mehr im Wege. Einziger Nachteil ist der relativ hohe Anschaffungspreis von um die 300 bis 500 Euro für so ein Gerät, je nach Ausstattung und Anbieter.

Eigentlich ist die zweite Frage sehr einfach zu beantworten. Mit einer ausreichend auf den Teich abgestimmten Belüftung kann ich gegen Sauerstoffmangel im Teich einiges tun. Wer im Teich seinen Sauerstoffgehalt nicht bestimmt oder per Elektronik überwachen lässt, der sollte einfach eine vernünftig dimensionierte Luftpumpe einsetzen.

Und schon sind wir bei Frage 3, welche Gerätschaften am besten geeignet sind, welche nicht und wie man diese Dinge am effektivsten einsetzen kann.

Fangen wir mit der einfachsten und kostengünstigsten Lösung an, der Belüfterpumpe, die mit unserer Atemluft arbeitet. Sie arbeitet in den meisten Fällen auf zwei Arten, entweder mit Membranen oder mit Kolben. Beide Pumpenarten saugen Atemluft an und drücken diese mit Hilfe der Membranen oder Kolben unter etwas Druck wieder aus der Pumpe heraus. Dabei haben Kolbenpumpen in den meisten Fällen einen höheren Ausgangsdruck und sind daher auch für größere Teichtiefen geeignet. In der Aquakultur oder in sehr großen Anlagen und Zuchtstationen kommen auch noch Seitenkanalgebläse zum Einsatz. Diese Geräte sorgen für einen enormen Lufteintrag bei geringem Stromverbrauch, sind aber für unseren Einsatz im oder am Koiteich überdimensioniert. Das Einbringen der Luft in den Teich erfolg normaler Weise über einen Verteiler mit der Hilfe von Schläuchen und geeigneten Ausströmern in das Teichwasser. Bei den Ausströmern gibt es viele Formen, Farben und Arten. Hier gilt es die Ausströmer zu wählen, die den wenigsten Gegendruck liefern und die Luft am feinsten in kleinen Luftblasen ausströmen lässt. Der geringe Gegendruck macht es der Luftpumpe einfacher die Luft durch den Ausströmer zu drücken und dadurch wird die Lebensdauer der Luftpumpe enorm verlängert. Je feiner die Verperlung der Luft im Wasser ist, desto mehr werden diese kleinen Luftperlen vom Wasser umspült und desto leichter löst sich der Sauerstoff beim Aufsteigen der Luftblasen durch das Teichwasser an. Zu beachten gilt hierbei, dass alle diese Luftpumpen über dem Wasserniveau montiert werden müssen und vor Regen geschützt aufgestellt werden. Gute Geräte sind ab einem Preis von etwa 100 Euro zu bekommen. Sie schaffen je nach Typ einen Druck von 0,1 bis zu 1,2  Bar und verbrauchen etwa 20 bis 150 Watt.

Bevor wir nun zu anderen Verfahren kommen müssen wir uns mal die Zusammensetzung der Atemluft anschauen. Zum einen wird dadurch das Verständnis für andere Gerätschafften einfacher und es verdeutlicht aus die Aussage vieler professioneller Koizüchter, dass es zuviel Luft im Teich nicht geben kann. Wie gesagt sprechen wir hier von der Atemluft. Unsere Atemluft besteht circa zu 78 % aus Stickstoff, 21 % Sauerstoff und 1% aus Edelgasen. Betrachtet man sich den geringen Anteil an reinem Sauerstoff von etwa 20 % der gesamten Atemluft, so wird einem schnell klar, dass es nahezu unmöglich ist zuviel Sauerstoff im Wasser mit Hilfe von einem Lufteintrag über Luftpumpen und Ausströmern im Wasser an zu lösen. Anders sieht das nun bei Sauerstoffkonzentratoren aus. Wie der Name schon verrät konzentrieren diese Geräte den Sauerstoff auf einen Reinheitsgehalt von über 90 %. Hochleistungsgeräte schaffen sogar Werte über 99 % reiner Sauerstoff pro Liter. Diese Geräte arbeiten mit sogenannten Molekularsieben. Jedes Gas hat eine andere Größe und durch die verschiedenen Siebe in dem Gerät wird ganz einfach der Sauerstoff heraus gesiebt. Auch hier hat man in dem Gerät eine Säulentechnik von mindesten zwei Säulen in die normale Luft eingesaugt wird. Durch den Druck eines Bolzens wird nun diese Luft durch die Siebe gedrückt und der Sauerstoff heraus gefiltert. Der Sauerstoff wird unter Druck zum Ausgang gefördert. Die restlichen Gase, wie wir gelernt haben zum Großteil Stickstoff wird bei der erneuten Füllung der Säule abgeblasen. Diese Geräte arbeiten mit einer zwei oder drei Säulentechnik, einem Volumen von 1 bis 6 Liter die Minute bei einem Druck von 0,1 bis 1,5 Bar, liegen in der Anschaffung bei 500 bis 700 Euro und einem Stromverbrauch von 300 bis 400 Watt. Gebrauchte Geräte aus der Humanmedizin sind schon für 200 Euro zu bekommen. Um mit Sauerstoffkonzentratoren einen Mangel oder eine Übersättigung zu verhindern ist es wichtig eine stetige Kontrolle über den Sauerstoffwert zu haben. Das Zuschalten des Gerätes über eine Zeitschaltuhr ist keine optimal Lösung, da es immer zu hohen Schwankungen im Sauerstoffgehalt kommt. Optimal ist die Einspeisung über eine Steuerung mit Dauermessung des Sauerstoffwertes über eine Sonde im Teichwasser und ein geeignetes Einmischsystem, da hierbei die besten Werte und die effektivste Einbringung von reinem Sauerstoff immer und konstant im Teich gewährleistet ist.

Eine Einbringung von reinem Sauerstoff über im Gashandel erhältliche Sauerstoffflaschen funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie bei einem Sauerstoffkonzentrator. Bedenkt man aber die Größe, das Gewicht und vor allem den Verbrauch an einem Koiteich, so ist das vielleicht eine kurzfristige Lösung bei akuten Sauerstoffproblemen im Teich oder bei kleineren Volumina im Quarantänebecken. Auf einen längeren Zeitraum hin gesehen ist diese Lösung aber einfach mit zuviel Arbeit verbunden, zu teuer und damit unrentabel.

Kommen wir nun zu einem weiteren wichtigen Thema, was den Sauerstoffgehalt im Teich angeht, die Beeinflussung der Sauerstoffwerte durch Pflanzen. Jeder, der im Biologieunterricht in der Schule ein bisschen aufgepasst hat, der weiß, dass grünblättrige Pflanzen und das Chlorophyll etwas mit Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid zu tun haben. In der Natur ist es das Chlorophyll oder auch Blattgrün genannt, eine photoaktive Zelle, was den Blättern der Pflanzen die grüne Färbung gibt. Dieses Chlorophyll ist in der Lage Kohlenstoffdioxid mit der Hilfe von Sonnenlicht und Wasser in chemische Energie (ATP) umzuwandeln, diese chemische Energie wird von der Pflanze genutzt um Glucose (Zucker) und Stärke aufzubauen. Zucker ist wasserlöslich und kann somit mit dem Wasser in der Pflanze zu allen Punkten in der Pflanze gelangen und als Energieträger für die Stärkebildung und das Wachstum verwendet werden. Diesen Vorgang nennt man Photosynthese, was sich aus dem Altgriechischen ableitet, wobei Photos Licht und Synthesis Zusammensetzung bedeutet. Doch nun genug der Fachsimpelei. Man könnte seitenlange Berichte alleine über die Photosynthese schreiben aber kommen wir zurück zum Wesentlichen. Bei der Photosynthese wird also unter der Aufnahme von Sonnenlicht, Kohlenstoffdioxid und Wasser Glucose produziert. Als Nebenprodukt entsteht dabei Sauerstoff. Also müsste man doch mit genügend Pflanzen den Sauerstoffbedarf im Wasser abdecken können. Kann man aber nicht, denn die Pflanze macht das nur bei genügend Licht und Kohlenstoffdioxid und wie wir alle wissen scheint Nachts weniger Sonne wie Tagsüber. Die Pflanze braucht aber den ganzen Tag, 24 Stunden lang Energie und da kommt der Hacken. Nachts verwendet die Pflanze zur Herstellung von Glucose und Stärke Sauerstoff und Wasser und scheidet dabei Kohlenstoffdioxid in das Teichwasser aus. Dabei wird die zum Teil am Tage gespeicherte chemische Energie (ATP) mit verwendet. Sie verbraucht dabei zwar nicht mehr Sauerstoff als sie am Tage hergestellt hat aber immer noch zuviel um einen Teich mit Fischen ausreichend zu belüften oder besser gesagt mit Sauerstoff in ausreichender Menge zu versorgen. Überspitzt gesagt atmet die Pflanze Tagsüber Kohlenstoffdioxid ein und Sauerstoff aus, in der Nacht ist es aber genau umgekehrt. Dies ist auch der Grund dafür, dass Teiche niemals am Tage umkippen, also alle Tiere an Sauerstoffnot eingehen. Dies passiert grundsätzlich in den frühen Morgenstunden, wenn die Pflanzen den Sauerstoffwert am weitesten nach unten getrieben haben. Alles in allem sind Pflanzen am oder im Koiteich eher als Nahrungskonkurrent für Algen geeignet, als für die Anreicherung des Teichwassers mit Sauerstoff.

Kommen wir nun zu der Frage mit dem Bachlauf und dem Wasserfall. Beides eignet sich sehr gut zum Anreichern des Teiches mit Sauerstoff aus der Luft, hat aber auch entscheidende Nachteile. Der Bachlauf muss lang genug sein, sehr flach und muss das Wasser an vielen Stellen aufbrechen, damit genügend Kontakt zur Luft entsteht und genügend Sauerstoff aufgenommen werden kann. Der Wasserfall hat das selbe Problem. Er muss mindestens 1 Meter fallen um einen gute Anreicherung zu gewährleisten. Dazu kommen einige andere Punkte die gegen den Bachlauf und den Wasserfall sprechen. Fangen wir einmal bei dem Lärm durch das plätschernde Wasser an, was oftmals die Nachbarn mehr stört wie einen selber. Also hat der Teichliebhaber eine Zeitschaltuhr integriert und lässt den Bachlauf und den Wasserfall nur Tagsüber laufen. Von der Dimension von Bachlauf und Wasserfall einmal abgesehen sind Beide die Hauptverantwortlichen für Wasserverlust und was noch viel schlimmer ist für Temperaturschwankungen im Teich, da sie durch ihre Bauform ein Auskühlen extrem unterstützen. Abschließend kann man sagen, dass ein Bachlauf und ein Wasserfall unterstützend für eine Sauerstoffanreicherung im Teich sorgen, jedoch keine Lösung für eine gleichbleibende Sauerstoffversorgung im Teich sind.

Kommen wir nun zu dem Thema Ozon. Dazu ist es wichtig zuerst einmal zu beschreiben was Ozon eigentlich ist, was es kann und wie es hergestellt wird. Sauerstoff besteht aus zwei Sauerstoffatomen und wird somit in der chemischen Sprache mit O2 bezeichnet. Ozon besteht aus drei Sauerstoffatomen und wird mit O3 bezeichnet. Ozon ist eigentlich ein geruchloses unsichtbares Gas mit der Eigenschafft einer sehr hohen Oxidationskraft. Diese Oxidationskraft schädigt beim Einatmen die Schleimhäute in der Nase und dadurch kommt der leichte Chlorgeruch zu Stande. Zusätzlich sorgt Ozon beim Menschen für extreme Kopfschmerzen im Schläfenbereich. Ozon hat aber auch gerade durch diese hohe Oxidationskraft Vorteile. Es vernichtet unglaublich effektiv sämtliche organische Stoffe, Bakterien, Vieren und Parasiten und spaltet dabei Sauerstoff ab. Aus diesem Grund wird sehr oft Ozongas in der Trinkwasserausbereitung angewendet. In der freien Natur entsteht Ozon in der Stratosphäre durch das Sonnenlicht, bei der Reaktion von Stickoxiden mit Sauerstoff unter Einfluss von Sonnenlicht und bei der elektrischen Entladung zwischen Wolken und Erde, also bei einem Blitz. Für die Herstellung in der Industrie verwendet man sogenannte Ozongeneratoren. Bei diesen Geräten wird vereinfacht gesagt der Blitz künstlich hergestellt. Luft wird über ein Energiefeld geleitet. Dadurch wird der Sauerstoff zum Teil in seine einzelnen Atome aufgespaltet und setzt sich dann zu einem Gas aus drei Sauerstoffatomen also dem Ozon wieder zusammen. Wie gesagt,  grob und einfach beschrieben wird in diesen Generatoren mit der Hilfe von Strom und Luft Ozon produziert, dabei gilt, je trockener die Luft, desto mehr Ozon entsteht. Spezielle Hochleistungsanlagen verwenden keine Atemluft, sondern reinen Sauerstoff zur Herstellung von großen Mengen Ozon. Kommen wir nun zur Anwendung im Koiteich. Ozon oxidiert also alles was organisch ist und vernichtet es somit. Schon sind wir bei dem ersten Problem, denn würde Ozon in unseren Teich gelangen, so würden unweigerlich unsere Tiere massiven Schaden nehmen oder sterben. Aber Ozon vernichtet auch viele negative Stoffe am und im Teich wie Bakterien, Vieren, Algen, Parasiten und es entfärbt das Wasser und sorgt damit für einen blauen opalisierenden Effekt des Teichwassers wie bei einemkristallklaren Bergsee. Die eigentliche Sauerstoffanreicherung am Koiteich ist eher ein positiver Beieffekt und nicht mit einer vernünftigen Anreicherung im optimalen Sinne zu vergleichen. Abschließend sei zu sagen, dass Ozon nur etwas für Profis am Koiteich ist, die über ein grundlegendes Fachwissen verfügen und über die entsprechende Technik, die eine Dosierung von Ozon vernünftig steuert und verhindert, das Ozon in den Teich gelangt.

Der Filter ist einer der wichtigsten Bestandteile in unserem Ökosystem Teich. Er ist so aufgebaut, dass in unserem Teich optimale Wasserwerte herrschen, das Schmutz entfernt wird und im Endeffekt klares Wasser und gesundes Wasser für unsere Nishikigoi zur Verfügung steht. Es gibt viele verschiedene Arten von Filteranlagen, aber einige unterstützen durch ihre Funktionsweise auch die Sauerstoffanreicherung des Teichwassers. In der biologischen Stufe des Filtersystems wird unter der Aufnahme von Sauerstoff mit Hilfe der nitrifizierenden Bakterien unser Teichwasser biologisch entgiftet. Mansche biologische Stufen werden dazu extra belüftet. Diese Belüftung unterstützt dabei nicht nur die biologische Reinigung unseres Teiches, sie reichern auch das Teichwasser mit Sauerstoff an. Ob dies für eine optimale Sauerstoffanreicherung im Teich ausreicht hängt aber von der Größe der Luftpumpe, dem Verbrauch an Sauerstoff durch die Bakterien und nicht zu letzt der abzubauenden Menge an Schadstoffen ab. In den meisten Fällen ist es eher eine zusätzliche Belüftung für die Effizienz der biologischen Stufe des Teiches als eine wirkliche Hilfe um Mangelerscheinungen im Sauerstoffbereich des Teiches vorzubeugen. Genau so sieht es bei bestimmten Vorfiltern aus. Siebfiltersysteme als Vorfilter über die das Wasser gebrochen wird und in eine Sammelkammer fällt reichern auch das Wasser mit Sauerstoff an, wie ein kleiner Wasserfall, aber auch hier ist die Menge an Sauerstoff meistens viel zu gering. Trickle Filter kommen immer mehr in Mode. Dabei wird Wasser über mehrere Kaskaden, gefüllt mit Gesteinsmaterialien oder anderen Medien zur biologischen Reinigung geleitet. Jede Stufe hat somit ihren eigenen kleinen Wasserfall. Jedoch verbrauchen diese biologischen Medien auch einiges an Sauerstoff für die biologische Reinigung des Teichwassers und der Effekt der Sauerstoffanreicherung für den Teich ist hierbei eher zu vernachlässigen.

Bevor wir zum Ende dieses Artikels kommen möchte ich noch auf die Fragen einiger Koikichis bezüglich der vielen Belüftung mit Atemluft und der Gasbläschenkrankheit bei Nishikigoi eingehen. Professionelle Züchter mit Hälterungsbecken mit einer Tiefe von bis zu drei Metern belüften mit Atemluft ohne Ende. Dabei kann man schon fast von einem Wirlpool sprechen. Ich habe schon viele solcher Becken gesehen und auch viele Teiche in denen es richtig blubbert, aber in meiner ganzen Laufbahn noch nie einen Nishikigoi mit Gasbläschenkrankheit. Im Gegenteil, die Fische waren durchweg agil und neugierig. Wie gesagt, zuviel Luft kann es nicht geben. Zuviel Sauerstoff aber schon. Untersuchungen an Karpfen haben gezeigt, dass sich bei ständigen Sauerstoffwerten von über 150 % Sättigung die Blutwerte ändern. Das für den Sauerstofftransport wichtige Hämoglobin im Blut verringert sich und es kann auf die Dauer zu Kiemenschädigungen kommen. Wenn Sie nicht mit Atemluft belüften, sondern mit reinem Sauerstoff, dann sollten Sie unbedingt auch in die Technik einer vernünftigen Steuerung und Überwachung investieren, damit sowohl einer Unterversorgung wie auch einer Überversorgung mit Sauerstoff in ihrem Teich entgegen gewirkt wird, denn wie hat einst ein alter Griesche so wunderbar gesagt: “Die Dosis macht das Gift“.

Abschließend sei zu sagen, dass in vielen Teichen, besonders in der warmen Jahreszeit und nach dem Laichen sehr oft Sauerstoffprobleme auftreten die zu Erkrankungen an unseren Nishikigoi führen. Ohne Sauerstoff in ausreichenden Mengen geht es nun mal nicht an unserem Koiteich. Wie Sie optimale Werte herstellen, ob mit einer normalen Luftpumpe oder mit viel Technik und einem Sauerstoffkonzentrator bleibt Ihnen überlassen. Ich kann Ihnen aber nur dazu raten, gerade diesen oftmals in Vergessenheit geratenen Wasserparameter explizit im Auge zu behalten, denn ohne Sauerstoff gibt es nun mal kein Leben und zu wenig Sauerstoff im Koiteich sorgt früher oder später für kranke und im schlimmsten Fall sogar für tote Tiere.

Ihr
mario unterschrift klein