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Japanische Filtertechnik

Filtertechnik in Japan

Viele Koikichi fragen sich immer, wie die optimale Filterung an ihrem Koiteich gestaltet werden soll. In unserem Technikland gibt es unzählige Variationen und Denkanstöße zu diesem Thema. Modernste Technik kommt immer mehr zum Einsatz, ob Trommelfilter, Beadfilter, Vliesfilter, Mehrkammerfilter, Luftheberanlagen oder oder oder. Die Möglichkeiten der Filterung sind nahezu unbegrenzt. Dazu kommen dann immer noch die Fragen nach der optimalen Belüftung, UV-Anlagen, Teichsteuerung und und und. Doch wie sieht die Technik im Mutterland der Nishikigoi, in Japan denn aus? Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick geben.

Ich möchte aber schon im Voraus darauf hinweisen, dass es sich hierbei um Zuchtanlagen und somit Verkaufsanlagen handelt und nicht um Privatteiche, die der Präsentation dienen. Aber gerade diese Anlagen müssen ja um ein vielfaches mehr leisten als ein Showteich, denn in diesen Anlagen herrscht ständiger Überbesatz und das Ziel eines jeden Züchters ist es ja, die Fische so gesund wie möglich zu halten, denn jeder Verlust ist ein Verlust, der zum Teil richtig Geld kosten kann. Des Weiteren werden diese Anlagen von vielen Kunden aus dem In- und Ausland besucht und jeder Kunde schaut sich kritisch die Nishikigoi an. Anlagen, die suboptimal geführt werden und in denen die Fische einen schlechten Eindruck hinterlassen werden von den Kunden gemieden, denn kein Kunde will kranke oder schlecht konditionierte Fische kaufen.

Als Beispiel für eine Verkaufsanlage habe ich eine der berühmtesten Farmen für die Showazucht in ganz Japan gewählt. Es handelt sich dabei um die Ueno Koifarm in der Region Kumamoto im Süden Japans. Diese Farm arbeitet bei der Filtertechnik zum größten Teil noch nach alten japanischen Traditionen. Wie in den meisten Anlagen in Japan wird die Hauptfilterung über den klassischen Mehrkammerfilter getätigt. Dabei kommt es zu einer Vorabscheidung über eine Absetzkammer, danach über Bürsten oder Mattengeflechte, die den groben Schmutz zurück halten sollen. Dabei darf man natürlich nicht vergessen, dass sich die Becken alle in Gewächshäusern befinden. Groben Schmutzeintrag wie zum Beispiel durch Laub gibt es hier nicht. Da aber diese Gewächshäuser alle auch das UV-Licht durchlassen, kommt es sehr wohl zur Algenbildung. Grundsätzlich werden alle diese Anlagen im Schwerkraftverfahren betrieben. Das hat den Vorteil, dass Schmutzpartikel nicht durch Pumpen zerkleinert werden und das in den Becken keine störenden Pumpen und Schläuche liegen, die ein erhöhtes Verletzungsrisiko für die Fische darstellen. Das Prinzip ist auch einfach zu erklären, denn je größer der Schmutz zum Filter gelangt, desto einfacher ist es für den Filter den Schmutz aufzufangen.

Ein klassisches Mehrkammersystem arbeitet in der Filterung von grob nach fein. Während in den ersten zwei Kammern noch der Grobschmutz sedimentiert wird, kommt es in den nachfolgenden Kammern mit der Hilfe von Mattensystemen und Gesteinsmaterialien auch zu einer biologischen Filterung des Beckens. In Japan werden zum größten Teil Japanmatten eingesetzt, aber auch Schaumstoffmatten in verschiedenen Arten werden benutzt. Japanmatten lassen sich einfacher reinigen als Schaumstoffmatten und sind auch in ihrer Steifigkeit besser in das Filtersystem zu integrieren. Als Biomaterialien in der letzten Kammer dieser Filtersysteme werden entweder grobporige Gesteinsmaterialien verwendet oder auch Keramik- oder Kunststoffröhrchen. Viele japanische Anlagen verwenden noch Austernschalen in der letzten Filterkammer um das Wasser etwas aufzuhärten. Besonders in der Region Niigata sieht man immer wieder Säcke mit Austernschalen in den Filtersystemen.

Modernere Anlagen, wie auch bei der Ueno Koifarm zu sehen, setzen zur zusätzlichen Wasseraufbereitung Beadfilter ein. Dabei wird ein Teil des Wassers aus der letzten Kammer des Mehrkammerfilters, also aus der biologischen Stufe entnommen und zusätzlich durch einen Beadfilter geleitet. Bei anderen Farmen kommen dabei noch so genannte Trickle Filter zum Einsatz, die eine zusätzliche biologische Wasseraufbereitung gewährleisten. Oftmals werden diese Trickle Filter mit Wasserpflanzen versehen. Diese Wasserpflanzen sorgen für einen Nitrat- und Phosphatabbau im Wasser und beugen einer Algenblüte vor, indem sie den Algen die Nährstoffe entziehen.

Kommen wir nun zu der Umwälzung der Becken. Die Japaner setzen dazu Rohrpumpen ein. Da die Filter direkt an den Becken sitzen, gilt es nur wenig Strecke zu überwinden. Einen Höhenunterschied gibt es eigentlich nicht und somit sind diese Pumpen, die bei wenig Energieverbrauch viel Wasser transportieren können ideal. Die Umwälzrate liegt dabei bei etwa 30 bis 45 Minuten. Das heißt, dass das gesamte Beckenvolumen wenigstens ein- bis zweimal pro Stunde den kompletten Filter durchläuft. Der im Bypass geschaltete Beadfilter schafft das gesamte Beckenvolumen alle zwei Stunden und der Trickle Filter etwa alle 5 bis 6 Stunden Stunden. Besonders bei dem Trickle Filter ist es wichtig, dass das Wasser langsam über die Pflanzen und das Filtermedium läuft um eine optimale Arbeitsweise zu gewährleisten. Sowohl für den Beadfilter wie auch für den Trickle Filter werden normale Magnetkreiselpumpen im Tauchverfahren eingesetzt.

Bei den japanischen Anlagen wird eigentlich nur mit normaler Atemluft belüftet. Dazu kommen entweder Kompressoren oder Seitenkanalgebläse zum Einsatz. Ganz selten oder bei kleinen Becken kann auch einmal eine Membranpumpe zu Einsatz kommen. Der Japaner sagt, dass es nie zu viel Luft geben kann und belüftet dem entsprechend die Becken sehr stark. Die Filter werden nicht zusätzlich belüftet. Die Belüftung läuft 24 Stunden durch und wird nur bei Kundenbesuchen oder zur Kontrolle der Fische kurzzeitig unterbrochen. Sauerstoffkonzentratoren habe ich bis jetzt in Japan noch nicht im Einsatz gesehen. Die meisten Farmen verwenden auch keine UV-Anlagen und wenn, dann nur sehr kleine Anlagen, die über das Wasser gehängt werden, oder sie verwenden eine Tauch UVC. So genannte Durchflussanlagen wie sie an unseren Teichen sehr oft zum Einsatz kommen werden nicht verwendet.

Kommen wir nun zum Thema Wasserwechsel. Anders als bei uns üblich arbeiten japanische Farmen mit einer ständigen Frischwasserzufuhr. Je nach Besatzdichte wird dabei ein Wasserwechsel von bis zu 50 Prozent am Tag durchgeführt. Normal sind mindestens 10 bis 20 Prozent am Tag. Die Vorkammern des Filtersystems, also die Absetzkammer und die Bürstenkammer werden täglich gereinigt. Die Mattenkammer etwa einmal im Monat und die Biokammer nur nach Bedarf so alle drei Monate. Der Beadfilter wird alle zwei Tage gespült und der Trickle Filter wird niemals gereinigt. Alleine die Wasserpflanzen werden bei zu starker Vegetation ab und an dezimiert.

Wie sie sehen arbeiten die Japaner nach alten Prinzipien. Die meisten Farmen haben als Hauptfilterung den klassischen Mehrkammerfilter in Schwerkraft im Einsatz. Aber auch in Japan hält mittlerweile die moderne Filtertechnik Einzug. Immer mehr Farmen erweitern ihre Filtertechnik mit Beadfiltern, Trickle Filtern und sogar Trommelfiltern. Auch die Filtermaterialien ändern sich. Hat man vor einigen Jahren in der biologischen Stufe meist nur Gesteinsmaterialien gesehen, so halten heute feinporige Keramikmaterialien und Kunststoffmaterialien immer mehr den Einzug.

Eine kleine Anekdote möchte ich Ihnen zum Abschluss noch mit auf den Weg geben. Angesprochen auf moderne Technik am Teich sagte mir Ueno San: “Warum soll ich etwas ändern, was bei uns schon seit Jahrzehnten ohne Probleme funktioniert.“ Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen.


Ihr
mario unterschrift klein